Theater Augsburg |
THEATERMODERN
seit Anfang April 2016 sammelt eine Gruppe in Form eines Bürgerbegehrens Unterschriften gegen die Sanierung des Theaters, was das Ende des Theaterstandorts Augsburg bedeutete, würde es zu einem Entscheid kommen.
Hier finden sich Entgegnungen auf Texte der Bürgerbegehrer bzw. aus deren Umfeld.
Die Totschlagargumente der Gegner sind:
- "zu teuer, kein Geld, Stadt ist pleite".
- "Die Stadt" hat gar kein Geld, es ist immer das Geld der Bürger. Zur Grundversorgung des Menschen gehört das Soziale, die Bildung, die intakte Umwelt und die Kultur. Auf keines davon kann verzichtet werden. Die Bürger müssen & können sich das leisten, sonst bringen sie ihre Existenz in Gefahr.
- "Denkmalschutz ist übertrieben, Brandschutz ist übertrieben, es gäbe billigere Lösungen, etc."
- Alle diese Behauptungen wurden von Einzelpersonen aufgeworfen, die im Vergleich zu den tatsächlich Involvierten nicht die geringste Ahnung haben. In allen Fachbereichen sind Experten in Mehrfachbesetzungen aktiv. Z.B. ist es vermessen der Feuerwehr oder der Denkmalschutzbehörde Kompetenzen abzustreiten.
- "Das Theater der Zukunft müsse mehr in die Stadtteile gehen, brauche kein so großes Orchester, würde besser mit En-Suite- oder Semi-Stagione-Systemen fahren, weil weniger aufwändig".
- Alle Wünsche, die sowohl von den Bürgern, die an den Partizipationsabenden teilnahmen, wie auch von den Bürgerbegehrern ausgesprochen wurden, sind in Summe unvereinbar: En-Suite-Betriebe, also banal Gastspiele verhindern eine genuin augsburgische Dramaturgie des Repertoires und verhindern zudem die integrative Mitwirkung von Laien- oder semiprofessionellen Darstellern aus der urbanen Szene.
- "Die Guckkastenbühne mit Orchestergraben ist nicht mehr zeitgemäß, der Schnürboden und die Untermaschinerie ebenfalls".
- Wenn man auf das Repertoire vor 1910 verzichten will, ja. Das aber wäre ein Verrat an der Geschichte. Alle Gegenwartskunst hat ihre Vorbilder und Voraussetzungen in der Historie und unsere Kulturgeschichte wird auch in Opern, Schauspielen und Symphonien vor 1910 erzählt. Dieses Kulturgut gilt es ebenso zu schützen, wie den Denkmalwert des Großen Hauses.
Warum die
Sanierungskritiker und die Stadt bei der Theatersanierung keine gute Figur
abgeben
Von Siegfried Zagler
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Kommentar
Christian Z. Müller
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„Die Augsburger
waren immer stolz auf ihr Stadttheater; um so größer war die Betrübnis, als
es 1944 völlig ausgebrannt war; sie waren aber nicht hoffnungslos. Als das
Notwendigste zum Wiederaufbau der Stadt geschehen war, regten sich Stimmen,
zeigte sich der Wille, öffneten sich die Hände für den Bau auch des
Stadttheaters. (…) Das Werk ist getan in Gemeinschaftsarbeit, als Ausdruck
des Gemeinsinns, des Gemeinschaftsgefühls. Alle Schichten der Gesellschaft
finden sich in diesem Hause echt Augsburger Pracht zum gegenseitigen Gruße,
der auch die Seelen zusammenführen möge.“ So Oberbürgermeister Dr. Klaus
Müller in der Festschrift des Theaters zur Wiedereröffnung im Jahre 1956.
Ein gewisser
Dr. Karl Ganzer erklärte in der gleichen Publikation die „Wiederherstellung“
des Theaters als Notwendigkeit für eine gesellschaftliche Klammer. Die
Wiederherstellung des Theaters „geschah in erster Linie nicht aus Gründen der
äußeren Repräsentation und um im Kreise wohlfundierter Gemeinden ein Wort
mitreden zu können, sondern in dem richtigen Gefühl, daß keine andere Institution
des kulturellen und kommunalen Lebens dem vitalen Bedürfnis des heutigen
Menschen mehr entgegenkommt als das Theater“, so Ganzer, der das Dilemma des
modernen Menschen in der Differenz zwischen Individualisierung und
Vergesellschaftung verortete. „Das Theater entreißt das Individuum der
Vereinsamung und dem drohenden Kollektivismus, es zwingt den Einzelmensch zu
persönlicher Auseinandersetzung mit den bewegenden Fragen der Zeit; stärker
und unmittelbarer als Film und Fernsehen.“
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…blubber…
Herr Zagler,
wer soll den Sermon denn lesen? Geht’s nicht knackiger, kürzer?
gähn ! |
Sollte es
tatsächlich zu der im Raum stehenden Sanierung des Großen Hauses für 113 Millionen
Euro kommen, könnte der dann im Amt befindliche Augsburger Oberbürgermeister
2023 oder 2024 - oder noch ein wenig später, wer weiß das bei einem Projekt
dieser Größenordnung schon genau? - den Text dieser Festschrift zur vierten
Eröffnung des Augsburger Theaters eins zu eins übernehmen.
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dito
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Das Theater
als Anker der Menschheit, als Klammer, die eine immer stärker
auseinanderdriftende Gesellschaft in ihren Verästelungen noch als eine
Gesellschaft beschreibt, als letztes Lagerfeuer einer Stadtgesellschaft, die
in ihrer Diversität immer schwerer zu verstehen ist: In den vergangenen knapp
60 Jahren hat sich im gesellschaftlichen Sinn zwar fast alles verändert,
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So schaut es
aus, wenn man Geschichte nur noch als dumpfe Erinnerung abheftet. Tatsächlich
ist jede Gesellschaft divers und verästelt. Und von Auseinanderdriften kann
gar keine Rede sein. Vielmehr wächst durch Globalisierung die Menschheit
zusammen und erkennt wenigstens langsam, dass sie genau nur eine Erde hat.
Per Internet werden Informationen schneller und überhaupt ausgetauscht, so
dass Kontinent-übergreifend Themen verhandelt werden.
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der
romantische Blick auf das Theater und die damit zusammenhängenden
Sonntagsreden blieben aber auf wundersame Weise erhalten – ganz so, als wären
die Theater unantastbare Kirchen oder dramatisierende wie unersetzliche
Museen der europäischen Geistesgeschichte. Diese in Deutschland intensiv
verankerte Erhöhung einer Kultureinrichtung hat für die Fortführung
einer Stadtgesellschaft eine Konsequenz,
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typische
Zagler-Behauptung. Die Avantgarde des Theaters während Fluxus und Situationismus,
mit Dekonstruktion und Aktivisten-Theater wird erst gar nicht erwähnt, um
dann zu behaupten, dass hier noch immer „romantisches“ läuft. Als sei der
Auftritt von leibhaftigen Personen, Musikern und Tänzern an Stelle von
vielleicht Videos (oder was bitte?) schon allein „romantisch“.
In
Deutschland ist nicht nur das Theater eine herausragende Kultur, sondern alle
Kunstsparten erfreuen sich starken Interesses: Die Literatur angesichts des
Buchhandel-Standorts Nr. 1, die Kunst angesichts der dokumenta Kassel und der
Art Cologne, die Neue Musik angesichts nicht nur der Donaueschinger Musiktage,
die Architektur angesichts der in Deutschland virulenten Ideen des Neuen
Bauens (Operndorf Afrika, Muck Petzet, Daniel Fuhrhop, etc., siehe z.B. Zeitschrift
Arch+) und die elektronische Kunst angesichts des ZKM Karlsruhe. Es lassen
sich unzählige weitere Beispiele finden.
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die in
Augsburg in den Stillstand des Selbstbetrugs führte. Die raffinierteste Form
des Selbstbetrugs besteht nämlich darin, dass er zwar als Betrug an der
gesamten Gesellschaft vollzogen wird, von dieser aber als etwas Notwendiges
goutiert wird. Ein Betrug, der als solcher nur erkannt wird, wenn man
sich von den systemischen Sprachspielen der Selbstbetrüger und Betrüger
abwendet und sich zum Beispiel dafür interessiert, wie in
“hinterwäldlerischen Metropolen” wie in Paris, London, Madrid oder New York
(u.v.m.) Theater gespielt und öffentlich finanziert wird.
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Wenn die
Investition in Kultur, die finanzielle Unterstützung aller Kunstsparten und
dabei die Promotion randständiger Bereiche, wie etwa Neue Musik, Tanz, Formen
experimenteller Kunst, etc. als Betrug bezeichnet wird, dann verdreht Zagler
hier eine weltweit erfolgreiche Kunst-Situation ins Gegenteil.
Dass die
genannten Städte allesamt nicht nur EIN Theater haben, unterschlägt der Herr Zagler.
Ob die Bespielungs-Formen der genannten Theater (in Metropolen) für Städte
wie Augsburg passen, wird erst gar nicht untersucht. Vielleicht ist ja nicht
unbedingt gut, was die Masse gut findet?
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Der Betrug besteht darin, dass
sich ein Stadttheater im Gegensatz zu anderen öffentlichen Einrichtungen
(Museen, Bilbliotheken, Universitäten oder Schulen) kaum auf einen gesellschaftlichen
Vertrag festlegen lässt, der über die Freiheit der Kunst hinausgeht. Dass
also eine Stadtgesellschaft in ihr Stadttheater viel investiert und viel zu
wenig zurück bekommt, darin besteht das Betrugssystem. Was aber bleibt als
Leistung eines Stadttheaters für eine städtische Gesamtgesellschaft übrig,
wenn man eine gehobene Form der Abendunterhaltung abzieht, von der sich eine
kleine gesellschaftliche Schicht angezogen fühlt?
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Selten so
einen Quatsch gelesen.
Über die
Freiheit der Kunst HINAUS kann gar nichts gehen, sondern eher hinter die
Freiheit der Kunst zurückfallen, wie so gut wie alle kulturwirtschaftlich
arbeitenden Institutionen, etwa die Filmindustrie oder die Games-Ökonomie.
Dass Universitäten und Bibliotheken einen Bildungsauftrag in erster Linie zu
erfüllen haben, wohingegen Museen wie auch die Theater sehr wohl die Freiheit
der Kunst als oberstes Gebot ansehen, kann Herr Zagler nicht erkennen.
Zwischen der
Freiheit der Kunst, die er am Theater kritisiert und den Unterhaltungsformen,
die er dann auch plötzlich ausschließlich im Theater findet, sind Welten.
Hier widerspricht sich der Autor nicht mehr nur im Satz, sondern schon bald
Wort für Wort. Diese Flut an unhaltbaren Behauptungen ist es fast nicht wert,
kommentiert zu werden. Theaterwissenschaftler bekommen da Blutergüsse vor
lauter Schenkelklopfer.
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Am 1. April 2016 hat sich nun eine
Handvoll Bürger in Augsburg dazu aufgeschwungen, gegen eine kostspielige
Generalsanierung des Augsburger Stadttheaters ein Bürgerbegehren ins Feld zu
führen. Eine Sanierung, die dazu führt, das “Betrugssystem Stadttheater”
tiefer denn je in die kulturelle Infrastruktur der Stadt zu verschleifen. -
Die Rede ist von der 189 Millionen-Gesamtsanierung des Augsburger
Stadttheaters, die seitens der Stadt immer noch als alternativloser Prozess
dargestellt wird und als finale Lösung in den Köpfen der Stadtregierung und
der Theaterszene herumspukt.
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Gemäß dem
Motto, zuerst die Sache madig machen, und dann noch das Totschlagargument „zu
teuer“ hinterher zu werfen, wird man hier nicht überzeugt, sondern es wird
dem Leser etwas untergeschoben.
Die
Sanierung kostet die Stadt nach der aktuellen Kostenschätzung ca. 91 Mio €
(incl. Interim + Archäologie). In der Tat alternativlos ist das Bauvolumen,
wenn man ein Vier-Sparten-Theater möchte und den Denkmalschutz respektieren
muss, weil schlicht (und zum Glück) Gesetz.
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Und die Rede ist von den
Sanierungskritikern, die mithilfe ihres Bürgerbegehrens versuchen, die
Sanierungspläne der Stadtregierung zu stoppen. Die Rede ist also von jenen
sechs Kulturbürgern, die vor einem Monat ihr Bürgerbegehren mit einer
scheinbar griffigen Frage (”Sind sie dafür, dass die Stadt Augsburg die
Sanierung des Theaters trotz angespannter Haushaltslage über Neuverschuldung
finanziert?”) auf den Weg brachten. Kurt Idrizovic, Angelika Lippert, Peter
Bommas, Franz Fischer, Dr. Helmut Gier und Rudolf Reisch geben allerdings in
der Sache eine schlechte Figur ab.
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Erstens sind sie nicht in der Lage,
kaum sind sie im operativen Bereich gefordert, sich an das Transparenzgebot
zu halten, das sie selbst von der Stadtregierung eingefordert hatten: Die
Zahl der bisher gesammelten Unterschriften wird auch nach vier Wochen wie ein
Staatsgeheimnis geheim gehalten. Ein Umstand, der die Vermutung nahe legt,
dass es nicht gut mit der Unterschriftenaquise läuft.
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Zweitens sind ihre inhaltlichen
Ausführungen bezüglich ihrer Ziele, falls das Begehren gewinnen sollte, äußerst
diffus und widersprüchlich
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Das
Bürgerbegehren lässt gar keine Verschuldung für egal was für ein Theater zu.
Wird der Satz umgesetzt, hat Augsburg kein städtisches Theater mehr.
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und drittens zielt ihre
Fragestellung lediglich auf die Sanierung, nicht aber auf die Neubauten ab,
während sie in ihrer Begründung aber die Zahlen für das Gesamtprogramm
(Sanierung plus Neubauten) anführen.
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Das ist irreführend, weshalb der
Stadtrat wohl keine großen Probleme haben sollte, will er es darauf ankommen
lassen, das Begehren formaljuristisch auszuhebeln.
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…was ja
hoffen lässt…
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Nicht weniger irreführend ist die
Skandalisierungsrhetorik der Bürgerinitiative, die sich “Initiative
kulturelle Stadtentwicklung Augsburg” nennt:
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50% davon stimmen:
die „Initiative Augsburg“. Von den anderen 50%, also „Stadtentwicklung“ und
sogar „kulturell“ sind sie meilenweit entfernt.
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Darauf zu bestehen, dass die
Brechtbühne nicht abgerissen werden soll, ist nicht viel mehr als Populismus.
Die Brechtbühne taugt längst nicht mehr als Zankapfel. Dass sie viel zu teuer
dorthin gebaut wurde, wo sie jetzt im Weg steht, ist der Skandal, nicht der
Abriss dieser Beton-Schachtel, in der die Hälfte des Publikums schlecht sieht
und die in keinster Weise einem Schauspielhaus einer Stadt der Größenordnung
Augsburgs entspricht. Die Brechtbühne ist zusammen mit dem CFS das beste
Beispiel dafür, was herauskommt, wenn die Stadt nach Gusto ihrer Mieter
plant. Die Initiative fordert, dass in Augsburg endlich ein kulturpolitischer
Diskurs über die Zukunft des Theaters stattfinden soll und bläst dabei eine
Kröte auf, die zu schlucken niemand bereit sein kann. Die Brechtbühne, die
untrennbar mit dem Namen “Votteler” verbunden ist, kann man auch nicht zu 70
Prozent wieder verwenden, wie Intendantin Votteler in einem Interview aus dem
hohlen Bauch heraus behauptete. Sie ist schlicht ein einziger Fehler, ein
Irrtum und ein Irrläufer, eine banale Bühne ohne Aura, die so schnell wie
möglich durch ein richtiges Schauspielhaus ersetzt werden muss.
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Die
Brechtbühne ist das Ergebnis des Wadlbeißers Dr. Ulrich Peters, der als Intendant
keine Sekunde ausließ, ein Schauspielhaus zu fordern „Hier entsteht das
Schaupielhaus“ war lange auf großem Transparent vermittelt. Dass es erst
gebaut wurde, als Votteler längst Intendantin war, ist dem geschuldet, dass
manche Mühlen langsam mahlen.
Die
Brechtbühne wird abgerissen, aber ganz viele Bauteile, wie Haustechnik,
Beleuchtung, Bühnentechnik und Tribüne können wiederverwendet werden. Das
sollte sich Herr Zagler mal vom Projektleiter erklären lassen.
Außerdem ist
das die Chance, das Gaswerkareal mit einer ersten fixen Nutzung zu versehen,
dem weitere endlich folgen können.
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Die Initiatoren des Bürgerbegehrens
haben sich darüber hinaus von Flashmobs des Theaters und den Sticheleien
einer aufgekratzten Bürgerwehr aufs Glatteis führen lassen, indem sie sich zu
inhaltlichen Konzepten zum System Stadttheater hinreißen ließen. Das gehört
nicht zu ihrem selbstformulierten Auftrag. Die Initiatoren sind zunächst
“nur” Bürger, die behaupten, ein Bürgerbegehren mit einer einfach definierten
Fragestellung durchzuführen, die - so Franz Fischer kürzlich im Bayerischen
Rundfunk - noch vor den Sommerferien mit 11.000 Unterschriften in einen
Bürgerentscheid umgewandelt werden soll. Ihre Fragestellung zwingt die
Initiatoren dazu, die Sanierungspläne der Stadt und die Finanzpolitik der
Stadt in Frage zu stellen,
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Genau: Mit
der Fragestellung haben sich die „Bürgerbegehrer“ ins Knie geschossen, weil
sie erstens nur über Verschuldung entscheiden lassen wollen, und zweitens
damit über Inhalte gar nicht mehr reden wollen und können. Für Letzteres
müssten sie ihr Bürgerbegehren stoppen.
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nicht über die Zukunft des
Theaters zu räsonnieren. Auf dem von der Augsburger Allgemeinen großflächig beworbenen
“AZ-Forum”, das live vom regionalen Fernsehsender am 11. Mai übertragen
werden soll, diskutieren auf Seite der Sanierungsbefürworter Kulturreferent
Thomas Weitzel und Theaterintendatin Juliane Votteler. Diese Besetzung hätten
die Sanierungskritiker nicht akzeptieren dürfen. Ihre Gegner sind nicht TheJAter-Sprecher, sondern Finanzreferentin
Eva Weber oder Oberbürgermeister Kurt Gribl und Baureferent Gerd Merkle, die
Stadtspitze eben, die für den Finanzkurs der Stadt einzustehen hat. Juliane
Votteler ist eine Vertreterin einer Theaterleitung aus dem vergangenen
Jahrhundert und ohnehin in wenigen Monaten Geschichte. Thomas Weitzel gilt
als eloquenter Vollstrecker einer politischen Willensbildung, an der er als
parteiloser Referent kaum Teilhabe und Einfluss hat.
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Wenn es exakt
nur um die Fragestellung ginge, wären tatsächlich die Finanzpolitiker der
Stadt wie genannt gefragt.
Da aber das
Ausgeben von Geld für Kultur und speziell für Theater im Raum steht, müssen
eben auch Kulturpolitiker und –macher erklären, warum das eine lohnende
Investition ist.
Daher wäre
eine ganz andere Konstellation nötig, damit Bürger nicht wieder nur halbe
Sachen vorgesetzt bekommen:
Kulturreferent
plus Baureferent plus Finanzreferentin contra ein Vertreter der Opposition,
um den Proporz zu wahren. Sodann ein Vertreter des Bürgerbegehrens und ein
Vertreter der freien Pro-Szene. Sodann eventuell noch die amtierende
Intendantin und ein Vertreter der freien Szene. Das könnte in dem Fall auch
Bommas sein, damit die Künstler paritätisch besetzt sind.
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72 Millionen Euro Neuverschuldung der
Stadt Augsburg für die Sanierung des Stadttheaters! - Wie soll das eine Stadt
stemmen, die jedes Jahr die Sanierung der Schwimmbäder verschiebt, weil dafür
das Geld fehlt? Wie soll das eine Stadt stemmen, deren Straßen in einem
Zustand sind, der sich kaum von den Zuständen in Warschau und anderen
osteuropäischen Städten unterscheidet? Wie soll das eine Stadt stemmen, der
bereits bei ihrem Jahrhundertprojekt “Innenstadtumbau” das Geld ausging? (Weshalb
das Kernstück dieser “Jahrhundertmaßnahme”, nämlich die städtebauliche
“Versprechung Fuggerboulevard”, der vom Königsplatz zum Theater führen
sollte, auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.) Wie soll das eine Stadt
stemmen, deren Stadtregierung sich sogar vor den Folgekosten eines
UNESCO-Welterbetitels fürchtet und wie soll das eine Stadt stemmen, die ein
Sozialticket verspricht, es nach großen Startschwierigkeiten einführt, um es
wieder abzuschaffen, da die Kosten zu hoch sind? (Eine weitere schwere Niederlage
der SPD übrigens, die das Sozialticket als Bedingung und Erfolg ihrer
Regierungsteilhabe darstellte.) Wie soll das eine Stadt stemmen, die - trotz
gegenteiliger Wahlversprechungen der CSU - die Steuern erhöhen muss, damit
sie ihre maroden Brücken sanieren kann? Wie soll das eine Stadt stemmen, die
es kaum schafft, ihre Brunnen und Kinderspielplätze zu pflegen? Eine Stadt,
die nicht nur ihr Theatergebäude verkommen ließ, sondern auch ihre Schulen
und sich dabei ewig vor einer Sanierung drückte. Wie soll das eine Stadt
stemmen, der die Kosten ihrer Altenhilfe davon laufen? Und schließlich: Wie
soll das eine Stadt stemmen, deren aktueller Schuldenstand von 340 Millionen
Euro im Vergleich zu ihrer Finanzkraft gewaltig erscheint?
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Die
Schwimmbäder (ich kenne als Mitglied des SV Delphin Spickelbad, Gögginger
Hallenbad, Stadtbad, Familienbad und Haunstetter Hallenbad) sind im Gegensatz
zum Theater in einem vertretbaren Zustand ohne Brandschutzprobleme und ohne kritische
hygienische Zustände.
Die Straßen
z. B. in Warschau sind aus eigener Anschauung (Sommer 2015) und Nutzung in
erstklassigem Zustand. Hier zeigt sich eine gewisse Osteuropa-Feindlichkeit
des Herrn Zagler? Oh-oh.
Und wenn
ausgerechnet Straßen gegen Kultur aufgerechnet werden, dann ist das keine wirklich
progressive Haltung.
Das
Kernstück der Maßnahme ist die Mobilitätsdrehscheibe mit in erster Linie dem
Umbau des Hauptbahnhofs, in zweiter Linie dem Neubau des Haltestellendreiecks
am Kö und danach der Erstellung des Fuggerboulevards, dem nur noch ein paar
Bäume und Gehwegplatten fehlen, aber keine Hochbauten.
Eine Stadt
muss all die genannten Dinge stemmen. Sie darf aber nicht die Kultur an
letzte Stelle setzen, sondern ausgleichend finanzieren. Und hier hat das
Theater am längsten gewartet. An den Schulen wird derzeit massiv saniert.
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Im Zusammenhang mit den sozialen
Problemen der Stadt, der Wohnungsnot und den sanitären Notständen in den
Schulen und in den Sportstätten der Vereine erscheint die Theaterpolitik der
Stadt nicht realistisch, sondern dekadent. Das ist der politische Stoff, aus
dem das Bürgerbegehren besteht. Wie in Augsburg das Theater der Zukunft
aussehen wird, sollten die Sanierungskritiker zunächst dem neuen Intendanten
Andre Bücker überlassen.
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Soziales, Bildung,
Sport und Straßenbau sind dem Herrn Zagler wichtiger als Kultur. Eine
typische 68er-Haltung, mit Geruch nach alten Socken.
Doch längst
hat sich die Stadt mit der Kultur eine vierte Nachhaltigkeits-Dimension gegeben,
die bedeutet, dass das Weglassen der Investition in Kultur auch die anderen
Bereiche beschädigt, weil ein, wenn nicht DER wesentliche Grund des Daseins
das Kunstschaffen sein könnte, und damit überlebensnotwendig.
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“Nachdem das Theater aus dem Großen
Haus ausgezogen ist, wird ein völlig anderes Theater wieder einziehen. Wir
wollen Menschen erreichen, die heute noch nicht wissen, dass sie morgen ins
Theater gehen”, so Bücker auf einer Veranstaltung der Stadt. Bücker sieht bei
dem Bürgerbegehren zwar die Gefahr, dass das Augsburger Stadttheater
beschädigt wird, erklärt aber nicht näher, was denn beim Augsburger Stadttheater
noch beschädigt werden könne. Auf der gleichen Veranstaltung hielt Ivo Kuyl,
Dramaturg aus Brüssel, ein einstündiges Referat, in dem Kuyl sehr detailliert
einen Transformationsprozess eines klassischen Stadttheaters in ein
Bürgertheater mit anderen künstlerischen Ansprüchen, anderen Inhalten und
völlig anderen Produktionsprozessen beschrieb. Dabei handelte es sich um
einen Transformationsprozess eines einst klassischen bürgerlichen Theaters in
die Gesellschaft hinein. Vielleicht hätten die Ausführungen des Herrn Kuyl
für die notwendigen Kompentenzaneignungsprozesse der Sanierungskritiker einen
Quantensprung bedeutet, wäre nur einer dabei gewesen.
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Herr Bücker
hat die Chance erkannt, die das Agieren im Gaswerk und anderswo bietet: Das
experimentelle Spielen in Stadtteilen auf niedrigem raumtechnischen Niveau.
Opern gehen da wahrscheinlich schlecht, weshalb das Orchester in den nächsten
Jahren ebenfalls Neuland erkunden muss, und mehr Nur-Musik aufführen wird.
Die Ideen
des Herrn Kuyl sind unter Theatermachern längst in aller Munde. Seine Vorstellungen
einer Durchmischung von Profis und Laiendarstellern sind doch nicht wirklich
neu. Man kann das alles machen, aber die Aufführung historischer Kunst, also
des Repertoires muss dennoch gewährleistet
sein.
Und nochmal:
En-Suite-Gastspiele verhindern das interkulturelle und interprofessionelle
Bürgertheater.
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Kurt Gribl zog 2008 aus einer
Fachkanzlei für Baurecht aus, um Oberbürgermeister der Stadt Augsburg zu
werden. Er tat das, wie er im Wahlkampf 2014 öfters sagte, um die Stadt
Augsburg aus dem Jammertal herauszuführen und um den Augsburgern ihren Stolz
wieder zu geben. Große ökonomische Fischzüge sind Kurt Gribl in seiner
Amtzeit allerdings noch nicht gelungen. Den Niedergang des Weltbildverlages
konnte er als einfacher Oberbürgermeister natürlich ebenso wenig verhindern
wie die Auftragseinbrüche bei MAN und Osram. Die freigeschaufelten Gewerbeflächen
im Süden der Stadt (Innovationspark/Technologiepark) haben bisher wenig
gezündet. Neue Ansiedlungen großer Firmen, die Arbeitsplätze und eine Erhöhung
der Gewerbesteuereinnahmen bedeutet hätten, blieben bisher aus. Die Umsetzung
“Uniklinik Augsburg” ist ein langer, ruhiger Fluss.
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blabla
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Kurt Gribls Gestaltungspolitik ist
Schuldenpolitik. Die 50 Millionen Euro Neuverschuldung, die die
Stadtregierung unter OB Kurt Gribl 2011 unternahm, wurde noch mit rigiden
Sparmaßnahmen des damaligen Finanzreferenten Hermann Weber quittiert. Sechs
Millionen Euro hätten die Referate pro Jahr einsparen sollen, was unterlaufen
wurde. Die Neuverschuldung damals wurde als Chance begriffen, die Stadt
zusammen mit den Konjunkturförderpaketen der Bundesregierung insgesamt
fortzuführen. Viele Millionen wurden in die Kongresshalle gesteckt, in die
Sanierung der Schulen und viele Millionen waren auch für die Sanierung der
Schwimmbäder vorgesehen, eine Sanierung allerdings, die schwer ins Stottern
geriet. Nun sollen weitere 72 Millionen Euro Schulden aufgenommen werden -
für ein einziges Projekt, das nicht als Investitionsprojekt zu verstehen ist,
sondern im Gegenteil weiter dafür sorgen wird, dass der städtische Haushalt
in den kommenden 25 Jahren mit zirka 20 Millionen Euro pro Jahr belastet
wird. Ein städtbaulicher Zugewinn ist nicht zu erwarten, ein kultureller
Mehrwert auch nicht: Das Theater läuft einfach weiter - wie bisher.
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Nochmal zum
Mitrechnen: 20 Mio € geteilt durch 25 Jahre geteilt durch 150.000 Steuerzahler
macht summa summarum: 5,33 € pro Jahr und pro Steuerbürger
Diesen
lächerlichen Geldbetrag vergönnt der Herr Zagler dem Theater nicht? Peinlich-kleinlich!
Warum aber
kein kultureller Mehrwert entstehen soll, ist trotz oder gerade wegen des
seitenlangen blabla wieder nicht klar geworden. Es hängt halt doch von den Menschen
ab, die hinterher ins Theatergebäude wieder einziehen, und sich ihr Bauwerk,
dann einer Großstadt angemessenem Kulturzentrum zu eigen machen. Jede
irgendwie geartete Theateridee, egal ob von Kuyl, von Motzke, von Goebbels,
von Schlingensief, von wem auch immer gedacht, wird sich dort realisieren
lassen.
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Wenn eine Stadt so wirtschaftet,
wie die Stadt Augsburg unter OB Gribl, muss sie damit rechnen, dass in nicht
allzu ferner Zukunft eine atemberaubende Haushaltskonsolidierung ansteht, wie
sie derzeit die 300.000 Einwohner-Stadt Karlsruhe unternimmt. Dabei geht es
um ein Gesamtsumme von über 180 Millionen Euro. Die Beschlussvorlage zur
Karlsruher Haushaltskonsolidierung sieht 304 Einzelmaßnahmen vor. Greifen
sollen die Maßnahmen ab 2017 bis einschließlich 2022. Ziel ist es, die
Ausgaben um 84 Millionen zu reduzieren und die Einnahmen um 101 Millionen zu
steigern. Damit soll der in Schieflage geratene Haushalt der Stadt Karlsruhe
repariert werden. Verzichtet wird auch nicht auf einschneidende Kürzungen im
Theaterbereich, darunter befindet sich auch das Badische Staatstheater mit
zirka 5,5 Millionen Euro Einsparssumme, die Intendant Peter Spuhler wohl nur
mittels Kündigungen “einspielen” kann. Die Stadt Karlsruhe ist in Sachen
Theater im Vergleich zu Augsburg ausgesprochen priviligiert, da sie für ihr
Staatstheater nur 50 Prozent der laufenden Betriebskosten begleichen muss.
Die andere Hälfte bezahlt das Land Baden Württemberg. Wenn der Haushalt der
Stadt Karlsruhe saniert ist, läuft die auf 125 Millionen Euro geschätzte
Sanierung des Staatstheaters bereits auf vollen Touren. Eine Sanierung übrigens,
der ein Architektenwettbewerb vorausging, der mit großem Interesse von der
Karlsruher Bürgerschaft verfolgt wurde.
Hinter der Karlsruher
Theatersanierung steht neben dem funktionalen Kalkül immerhin eine
ästhetische Vision. In Augsburg stehen hinter der Theatersanierung Schulden
und zukünftige Finanznot. Die Stadt Augsburg, die eine
187-Millionen-teure-Sanierung ihres Stadttheaters als eine notwendige Brandschutzmaßnahme,
als eine statische Ertüchtigung und als eine Maßnahme zur Barrierefreiheit
und als eine Maßnahme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Theaterangestellten
verkauft, muss sich nicht wundern, wenn sie damit bei der Bürgerschaft kaum
punkten kann.
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Das Staatstheater
der zweitgrößten baden-württembergischen Stadt Karlsruhe ist ein NICHT
denkmalgeschützter Solitär üppig umgeben von Freiraum. Die Sanierung muss
hier nicht Platznot und Denkmalschutz bei gleichzeitigem Bestandserhalt
berücksichtigen, sondern kann frei Schnauze hinten und vorne und oben was
dran und drauf bauen. Eine solche Transformation verändert die Gestaltung des
Objekts total. Deshalb ist hier der Fokus auf Design wesentlicher, als der
auf Nutzung, die sowieso Platz hat. Somit nicht im Mindesten vergleichbar mit
der Augsburger Aufgabe. Der Augsburger Neubau ist zu 70 % an andere Fassaden
angebaut, und deshalb formal vordefiniert.
Ob Delugan
Meissl die Sache wuppen, wird man sehen, Herzog & De Meuron sind an der
Kostensteigerung in Hamburg jedenfalls beteiligt.
Zagler
möchte hier bewusst die Architekten und Designer aufstacheln, denen er unterstellt,
dass sie unbedingt „was Modernes“ wollen. Nun, die vielen Großprojekte, das
ständige „höher, schneller, weiter“, und so manche Luxussanierung haben genau
diese Ambitionen gebremst. Es geht nun doch auch um Funktionalität bei
stimmiger Architektur. Das muss man unbedingt nicht von Stararchitekten
bekommen.
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Eckdaten
zur Generalinstandsetzung des Theaters Augsburg. Stand: Februar 2015 (nicht
übernommen, siehe Originalartikel DAZ)
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Zur
Kostenübersicht: Diese Aufstellung – typisch für die Phase 2 Kostenschätzung
– basiert auf der Kostengruppensystematik. In der Regel haben Architekten
immer um eine Kommastelle genauere Angaben untersucht, um gröbere Werte
sicher herausgeben zu können.
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I
Die Software / Siegfried Zagler
Während
sich die großen philharmonischen Orchester und Bühnen wie in Berlin, München,
Stuttgart, Madrid, Paris, Wien, Mailand und Frankfurt als qualitiativ hochkarätige
Kultureinrichtungen im Bewusstsein der europäischen Gesellschaften verfestigt
haben - und somit den Status des Unverzichtbaren erreicht haben,
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Re: Christian Z. Müller
In der Aufzählung fehlen in Deutschland unter den großen auf
jeden Fall: Dresden, Leipzig, Hamburg, Bayreuth, Baden-Baden, Köln, etc., insgesamt
mindestens 100 Mehr-Sparten-Theater
bzw. Opernhäuser. Und in Europa darüber hinaus mindestens ebenfalls 100 herausragende
Opernhäuser.
Und: Opernhäuser gibt es auch in Istanbul, Damaskus, Amman,
Kairo etc. Überraschend?
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befinden
sich die bundesdeutschen Stadttheatersysteme in einem fortlaufenden Prozess
der Hinterfragung. Für Letztgenanntes sind zwei Gründe anzuführen: Erstens
leiden die Kommunen immer stärker an chronischen Finanzproblemen und zweitens
befindet sich die Theaterkunst der Stadttheater in einer Relevanzfalle.
Auf
der einen Seite müssen sie die kulinarischen Bedürfnisse des
Abonnentenpublikums und der (in dieser Hinsicht) anspruchsvollen
Umlandbevölkerung bedienen. Auf der anderen Seite sollen sie zum Zusammenhalt
der Stadtgesellschaften beitragen und bei der Integration des Fremden
mithelfen.
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hinterfragt wird nicht das System, sondern die Stellung
innerhalb der Künste und gegenüber den anderen Bildmedien.
Das Finanzproblem kann aber nicht den Kommunen überlassen und
angelastet werden. Denn über 80% wohnen in Städten, somit müssen auch
Finanzmittel dahin zurückfließen.
Relevanzfalle??? Zum einen hat das Theater kein Relevanzproblem,
und keineswegs sitzt es in der Falle, sondern bietet Schätze.
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Doch
damit nicht genug: Selbstverständlich sollten sie auch die kritische
Reflexion der real existierenden Gesellschaft betreiben - und dabei
ästhetisch anspruchsvolle Geschichten erzählen. Die Stadttheater sollten für
die Arbeiterklasse den Ausgang aus ihrer unverschuldeten Unmündigkeit finden
und für die Klein- und Bildungsbürger die „weltfremden“ Versprechungen der
Religionen ersetzen. Dabei sind sie - wen wundert’s? - in Bausch und Bogen
gescheitert.
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Natürlich sollen und können sie die realen Verwerfungen
reflektieren, und sie sind auch in gewissem Maße ein Religionsersatz. Aber
wenn eine Institution daran gescheitert ist, die Religion zu ersetzen, dann
ist es nicht die Kunst, die den Anspruch wahrscheinlich nie hatte, sondern
die Wissenschaft, somit die Universitäten.
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Die
deutschen Stadttheater sind mit ihren kulinarischen Konzepten und mit ihren
selbstformulierten Aufklärungsansprüchen aber nicht nur an der eigenen Selbsterhöhung
gescheitert, sondern schlicht am “Lauf der Zeit”, da in zeitgenössischen
Gesellschaften die staatlichen Bildungsanstalten längst keine Brücken mehr zu
den Theatern bauen. Die selbstgefälligen Qualitätsbehauptungen der
Stadttheatersysteme und der Glaube des kleinstädtischen Publikums an diese
Qualitätsformulierungen sind im Zusammenspiel mit den lokalen Feuilletons
eine Art Nibelungenschwur gegen die unbarmherzige Kraft der Gegenwart
geworden. Eine Gegenwart, die sich längst nicht mehr an den ästhetischen
Entwicklungen und an den Geschichten auf den Theaterbühnen reibt.
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Die Gegenwart reibt sich genauso an Live-Aufführungen, an
Ausstellungen, Performances, Installationen, also an den Festen der
herkömmlichen Bildenden und Darstellenden Künsten, wie sie sich an den
Clicks, Cuts, Screenshots, Videos, der Computer-Internet-Games-Szene aufgeilt.
Trotz allem Geunke, dass Bücher aussterben – der Buchhandel floriert. Trotz
Smartphones, I-Pads, Laptops, Instagram, Whatsapp – die Malerei ist das Genre
auf der Art Cologne und der Art Basel. Trotz Youtube, Vimeo & Co –
Live-Musik schlägt alle in den Bann.
Eine einschichtigere Sicht kann man gar nicht haben.
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Die
Bedeutungshoheit der subventionierten kleinstädtischen Repräsentationsbühnen
hat sich in den vergangenen 20 Jahren pulverisiert. Mit einem Besuch in einem
herkömmlichen Stadttheater ist längst nicht viel mehr als ein bescheidener
Unterhaltungsanspruch verbunden. Popkonzerte, Filmkunst und andere Kunstformate
sind für 95 Prozent der deutschen Stadtbewohner längst nicht mehr niederschwelliger
als die Darbietungen in einem ortsansässigen Stadttheater. Das war in den achtziger
und sogar noch in den neunziger Jahren anders. Ein Theaterabend war einmal
etwas Besonderes, ein Bühnenschauspieler ein Star und ein Intendant ein funkenspeiender
Götterbote, der die Nöte des Alltags milderte, indem er den Menschen die
Wahrheit der Welt erklärte. Die Kritiker der Feuilletons stellten in diesem
Hochglanzkunstsystem die Vertreter der Menschheit dar, und selbstverständlich
waren darunter zahlreiche Päpste anzutreffen.
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Weder eine Be- noch eine -deutungshoheit hat es in den
vergangenen 20 Jahren in Bezug auf die Stadttheater nicht gegeben. Film und
Fernsehen, wie auch Internet bilden schon seit den 60er Jahren eine starke Konkurrenz.
Einmal mehr frei erfundene Thesen.
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Die
Zeiten, als von Sophokles, Shakespeare und Brecht Impulse ausgingen, die von
der Bühne in die Gesellschaft hineinwirkten, sind vergangen. Die Fortsetzung
der Antike ist vorbei, die gesellschaftliche Relevanz der Theater ist Geschichte.
Die
Gesellschaften der Kleinstädte sind für Impulse dieser Art ohnehin relativ
immun gewesen, weshalb die kleinen Stadttheater heute stärker denn je dazu
tendieren, frei nach Büchner, die Pflege der Langeweile zu perfektionieren.
Dabei handelt es sich um eine systemrelevante Funktion, deren Mechanik darin
besteht, dem Publikum zu zeigen, dass alles in Ordnung ist, dass die Welt
nicht außer Rand und Band ist, solange es in “sein” Theater gehen kann.
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Wer behauptet, dass die Ideen Sophokles’, Shakespeares und
Brechts keine Impulse mehr liefern würden, hat keinen blassen Schimmer von
Philosophie und lastet dieses Unverständnis auch noch den Bühnen an.
„Die Antike ist vorbei“. Solche Wendungen hatten vor über 100
Jahren die Moderne eingeleitet, mit „Ornament als Verbrechen“. Heute sind
diese Phrasen so dermaßen angestaubt, dass man den Mund vor lauter Gähnen
nicht mehr zubekommt.
Auch wenn die Welt nicht in Ordnung ist, so muss die
Gesellschaft nicht den Tag lang im Beichtstuhl oder an der Klagemauer
verbringen, sondern darf auch – neben dem Genuss Popkonzerten und Filmkunst –
sich im Theater inspirieren lassen.
Die Immunität der Gesellschaften ist eine weitere unbewiesene
Behauptung und eine Art Publikumsbeschimpfung obendrein.
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Diese
unausgesprochene Vereinbarung wird von den Theatern und ihrem Publikum
verteidigt, als fände auf den Bühnen dieser Einrichtungen etwas Elementares,
etwas für die Fortführung der Gesellschaft Wichtiges statt. Die Pflege der
Theaterkunst ist ein kleinbürgerlicher Fetisch geworden.
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Natürlich muss man die Theaterkunst, egal ob Fetisch oder
staatstragend, verteidigen, und zwar nicht gegen das belanglose Geschreibsel
des Zaglers, sondern gegen die Banalität der Video-Games-Iphone-TVSerien-Flut.
Egal, wie tiefschürfend oder revolutionär ein Theaterstück
gerät, die Resonanz einer Live-Aufführung kann allemal mithalten mit
irgendwelchen Pixeln auf Screens.
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Wer
diesen Fetisch fundamental in Frage stellt, muss mit starken Mob-Allianzen
rechnen, deren Instrumente innerhalb der kleinbürgerlichen Kaste sehr wirksam
sind: Verächtlichmachung, Verbannung und sogar lebensbedrohliche Angriffe auf
die wirtschaftliche Existenz, wie es der Sprecher der Augsburger Sanierungskritiker
erfahren musste: Buchhändler Kurt Idrizovic schien nach einer Woche Laufzeit
“seines” Bürgerbegehrens, das sich gegen eine Neuverschuldung für die
Theatersanierung richtet, dergestalt sturmreif geschossen, dass er in einem
Interview mit der Augsburger Allgemeinen bei einer geringeren Neuverschuldung
Verhandlungsbereitschaft signalisierte.
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Mob? Hier benutzt Zagler genau die Schimpfwörter, die er den
Theaterleuten unterstellt, als sie, auf Grund des Bürgerbegehrens, das das
Theater komplett in Frage stellt, einen der Verantwortlichen zur unerwünschte
Person erklärten. Irgendwie verständlich, dass ein Ladenbesitzer einen Kunden
hinausbefördert, der lautstark diesen Laden mies macht und seine Schließung
fordert.
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Jenseits
dieser geschlossenen Kreisläufe sieht die Welt anders aus. In den vergangenen
15 Jahren hat das Augsburger Stadttheater für die Fortführung der Stadt Augsburg
nicht viel mehr geleistet als ein Kino, ein Museum oder ein Zoo. Hat keine
Spuren, kein geistiges Muster in die Stadt gelegt, dem es zu folgen lohnt,
hat weder einen moralischen Imperativ gesetzt noch eine humanistische Matrix
gelegt, an der sich eine von der Globalisierung vereinahmte Stadtgesellschaft
hätte orientieren oder distanzieren können.
Während
der Ära Votteler war das Theater mehr mit sich selbst beschäftigt als mit allem
anderen. Irreparable Verwerfungen und Streitexzesse standen lange Zeit auf
der Tagesordnung. Nicht wenige Künstler der obersten Etage verließen
fluchtartig das Haus oder mussten es verlassen.
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Was zum Teufel bedeutet „Fortführung der Stadt Augsburg“. Stadtentwicklung?
Wachstum? Innovation?
Bestimmt hat die DAZ unheimlich zum Fortbestand und zur Blüte
der Stadt Augsburg beigetragen, jedenfalls mindestens soviel wie der Zoo,
wenn auch nur ein Zagler im Stall iert ist.
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Dass
weder von den Ensembles und den Stücken noch von dem Wissen und der
Kunstfertigkeiten der Regisseure und Theaterleiter Impulse ausgehen, die eine
Stadt und ihre Gesellschaft fortführen könnten, hat in der Welt der
Wissenschaften und der Künste zu einer gewissen Gleichgültigkeit und Skepsis
gegenüber der Theaterkunst geführt.
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Abermals unausgegorene Behauptungen. Zagler hat anscheinend
niemals von Schlingensief, Marthaler, Schleef, Freyer, Wilson, etc. gehört
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Der
Skepsis folgt die Politik, wenn sie sich aus der Gleichgültigkeit zu lösen versteht,
insbesondere die Kommunalpolitik, die den laufenden Theaterbetrieben immer
mehr Sparmaßnahmen abringt oder dem Freistaat vorwirft, dass er “ihr” Theater
nicht angemessen fördert, wie zum Beispiel einer der beiden Augsburger
SPD-Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Harald Güller will herausgefunden
haben, dass dem Augsburger Stadttheater mehr Fördergelder (vier Millionen
Euro) für den laufenden Betrieb zustehen würden. Dem Augsburger Stadttheater
mit seinen 371 Beschäftigen reichen nämlich zirka 24 Millionen Euro
„Subventionszulage“, davon zirka 15 Millionen aus dem Augsburger Stadtsäckel,
nicht zum Leben, nicht zum Sterben, während die Stadt Augsburg sich diese
Beträge für den normalen Betriebsunterhalt ihres Stadttheaters jedes Jahr
aufs Neue unter großen Schmerzen aus dem mageren Fleisch ihres Haushaltes
schneidet.
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2% Kulturhaushalt ist ganz klar zu wenig. Insbesondere im
Vergleich zu den anderen „weichen“ Referaten Soziales, Bildung und Umwelt. 5
% sollten es schon sein, jedoch niemals auf Kosten der genannten anderen
Referate.
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Das
interne Strukturproblem der “Software Theaterbetrieb” ist nicht weniger
gravierend: Zirka 90 Prozent der Zuschüsse werden von den
„nichtkünstlerischen Angestellten“ des Stadttheatersystems aufgebraucht, weil
sie nach Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Das System frisst
die Kunst, statt sie zu fördern. Ein weiteres Strukturproblem stellen die Gehaltsdifferenzen
auf der Künstlerebene dar, die weder mit Lohnabstandsgeboten noch mit
üblichen Gehaltsdifferenzen beruflicher Standards zu rechtfertigen sind. Es
gibt wohl kaum eine andere “Staatsfirma”, die ihre Existenz mit einem
gesellschaftlichen Auftrag rechtfertigt, aber zugleich Gehaltsscheren
abbildet, die an feudalistische Strukturen erinnern - wie das bei den deutschen
Stadttheatern der Fall ist. Schauspieler bekommen im Schnitt in etwa 2.500
Euro brutto im Monat. Intendanten verdienen nicht selten das zehnfache.
Hospitanten und Praktikanten, ohne die die Theater nach eigener Einschätzung
schließen müssten, arbeiten in der Regel ohne Bezahlung, was nichts daran
ändert, dass das personalintensive Theaterbetriebswesen kostensenkend nicht
geführt werden kann.
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An der Produktion eines Filmes sind noch wesentlich mehr Leute
beteiligt, die als „nichtkünstlerisch“ gelten können. Dennoch ist Kreativität
oder Fachwissen in und auf allen Positionen gefragt. Auch bei der Planung und
Ausführung eines Bauwerks sind viele „nichtkünstlerische“ Leistungen unabdingbar.
Gesamtkunstwerke, wie Film, Theater, Konzert oder Bauwerk
erfordern mehr als nur den einen Starkünstler zur Verwirklichung der Aufgabe.
Doch auch große bildende Künstler betreiben ganze Werkstätten zur Schaffung
ihrer Objekte. Die künstlerische Idee hat hier nur genau einer, die Ausführung
besorget ein ganzes Heer aus Handwerkern, Helfern und Machern.
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Während
also die Kosten für den normalen Theaterbetrieb jährlich zunehmen, nimmt die
Relevanz der Stadttheaterkunst ab - und somit auch die Akzeptanz der
Schmerzen, die die Kosten bereiten. Die Stadttheater stehen vor einer
grundlegenden Neustrukturierung. Drückt sich die Politik davor, implodiert
mittelfristig das gesamte System. Ein System, das Subventionen zu 90 Prozent
zum Systemerhalt verwendet, verliert dauerhaft Anspruch auf Förderung. Von
Theaterleitern, die wie Fürsten agieren, ist keine Reformhilfe zu erwarten.
Vom Theaterpublikum und den lokalen Feuilletons noch viel weniger.
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Die Kosten nehmen nur deshalb zu, weil eine dermaßen marode
Haustechnik in verrottender Substanz jahrzehntelang ausgehalten wurden und
Wartungs-, Instandsetzungs-, und Energiekosten sich auftürmen. Ein wesentlicher
Grund der Sanierung: Moderne, zeitgemäße, aufeinander abgestimmte, effiziente
Haus- und Bühnentechnik kann bis zu 80 % der Kosten einsparen.
Zum Begriff „Subventionen“ ist R. v. Weizsäckers Zitat
erschöpfend: „... Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor allem auch deshalb,
weil der Zugang zu ihr nicht in erster Linie durch einen privat gefüllten
Geldbeutel bestimmt sein darf. ... dass Kultur nicht etwas sein darf, was die
öffentlichen Hände nach Belieben betreiben oder auch lassen dürfen.
Substanziell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe
der öffentlichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der Straßenbau, die
öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen
Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich zumeist
"Subventionen" nennen, während kein Mensch auf die Idee käme, die
Ausgaben für ein Bahnhofsgebäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu
bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in die falsche Richtung. Denn Kultur ist
kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der
geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“
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Weshalb
es sich um einen mächtigen Fehler der Stadt Augsburg handelt, wenn sie bei
der anstehenden Generalsanierung auf die vermeintliche Durchsetzungskompetenz
der Theaterleitung und auf deren Schwurgemeinschaften baut. Die Stadt und
deren Kulturpolitiker inklusive Kulturreferent Thomas Weitzel haben sich noch
kein Jota damit auseinandergesetzt, wie sich die “Software Theaterbetrieb”
programmieren lassen könnte, sodass die Kostenentwicklung überschaubar bleibt
und das Stadttheater einen Ausweg aus seiner Relevanzfalle findet. Wäre es
anders, hätte man eine Vorentwurfsplanung mit geschätzten Kosten von 235
Millionen Euro einfach zurückgegeben. Besser: Hätte die Augsburger Politik
und die städtische Verwaltung ein kritisches Bewusstsein bezüglich der
künstlerischen Möglichkeiten ihres “Eigenbetriebs Stadttheater” entwickelt,
wäre es zu einer dergestalt kostenintensiven Planung nie gekommen. Eine Planung
übrigens, die sich täglich gravierenden Änderungsvorschlägen seitens der
Stadtratsfraktionen ausgesetzt sieht.
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Doch. Die Kostenentwicklung wird genau durch einen Neubau
verändert: Die Investition in Sanierung und Neubau mittels Krediten wird
gemildert durch eine gewichtige Minderung der laufenden Ausgaben.
Eine Vorentwurfsplanung von 235 Mio € ist zunächst ein
Ergebnis, basierend auf Vorgaben der Bauherrschaft und der Nutzer, sowie auf
Tatsachen aus der Bausubstanz, der städtebaulichen Lage und des Denkmalschutzes,
sodann auf kompetenten Input der beteiligten Architekten und Fachplaner.
Das die Planung nun bei 187 Mio € liegt, ergibt sich aus dem
Wegfall eines kräftigen Puffers, also nicht in der Streichung wesentlicher
Bauteile oder Funktionen. Im Übrigen sollte die Zahl 80 Mio € im Raum stehen,
da sich der Freistaat an den Kosten massiv – mit mehr als der Hälfte -
beteiligt. Angesichts dessen ist das Bürgerbegehren, dass keinerlei
Investition zulässt, ein extrem entwicklungsschädliches Vorhaben. Zudem wird
ein Erfolg des Bürgerbegehrens, also den damit einhergehenden Verlust des
Theaters die Augsburger Stadtgesellschaft anstatt in eine Relevanzfalle in
eine Kampfzone treiben, eine Spaltung in Kauf nehmend, dessen vergiftetes
Milieu auf Jahre hinaus verheerende wirtschaftliche und gesellschaftliche
Folgen haben würde.
Nicht die Planung ist kostenintensiv, sondern das Ergebnis des
fast 70-jährigen Sanierungsstaus treibt die Kosten in die Höhe.
Die „Relevanzfalle“ ist in ein geschwätziges Konstrukt. Das sanierte
Theater und sein nördlicher Neubau werden als ein Kulturzentrum auftauchen,
das genau diese Relevanz stärkt.
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Welche
Planung nun im Juli in einen Projektbeschluss des Stadtrats gegossen wird,
ist derzeit noch völlig offen. Offen ist auch noch die Frage, welche Planungsänderungsvorschläge
der dieses Wochenende zu Ende gegangene Bürgerbeteiligungsprozess vorsieht.
Das Gleiche gilt für die Kostenfrage, da alle Planungsänderungsvorschläge der
Fraktionen zu Kostenminderungen führen sollen.
Nach
Informationen der DAZ hatte sich in der vergangenen Woche die
Finanzverwaltung sogar mit einem Prüfauftrag der CSU auseinander zu setzen,
ob es nicht sinnvoller sei, die Finanzierung über geschlossene Immobilienfonds
zu gestalten. Sei es nicht, beantwortete die Verwaltung lapidar und
begründete dies mit den Förderregularien des Freistaats. Ob diese Idee damit
abgewehrt ist, wird sich zeigen.
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Ob Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung in Planungsänderungen
einfließen, hängt davon ab, wie sinnvoll sie im Verhältnis zum Gesamtkonzept
sind, wie einfach sie zu integrieren sind und inwiefern sie kostenneutral
sind.
Viele Vorschläge dürften bei den Architekten und Planern
nichts Neues sein, denn wer sich schon sein Architekten-Leben lang mit
Theaterbauten und unterschiedlichsten Theaterformen auseinandersetzt, der
wird mit allen diesen Wassern schon gewaschen sein, und der wird mit den
meisten Vorschlägen entweder gerechnet haben, oder sie sowieso längst
planerisch integriert haben.
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Dr. Helmut Gier:
Marode Spielstätten, teurer laufender Betrieb,
schrumpfende künstlerische
Etats, schwindendes Publikumsinteresse, klamme
öffentliche Kassen:
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Entgegnung Christian Z. Müller:
marode Spielstätten? kann man sanieren!
teurer laufender Betrieb? Teuer im Vergleich wozu? schrumpfende künstlerische
Etats? Dagegen braucht es deutschlandweit eine Aufwertung der Kultur und
ihrer dafür nötigen Ausgaben! Klamme öffentliche Kassen? dito.
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Anforderungen an eine Theatersanierung in Zeiten der
Krise
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Das deutsche Theater in öffentlicher Trägerschaft ist
mit Ausnahme der großen hochsubventionierten Staatstheater wie der
Bayerischen Staatsoper in der Krise. Dies gilt insbesondere für die
Stadttheater der mittleren Städte, jene von Finanznöten geplagten Städte zwischen
rund 200.000 und 300.000 Einwohnern, die nicht das Glück haben,
Landeshauptstädte zu sein und deshalb ein Staatstheater besitzen wie
Mainz, Saarbrücken und Wiesbaden oder aus anderen
Gründen Standort eines Staatstheaters sind wie Braunschweig, Darmstadt,
Karlsruhe und Kassel. Nicht dass bei den kleineren Staatstheatern alles rosig
aussehen würde, aber in den Städten, die ein großes Stadttheater unterhalten,
wie Aachen, Lübeck. Münster, Wuppertal oder Rostock, von den
Ruhrgebietsstädten ganz zu schweigen, flammt angesichts klammer Kassen erst
recht immer wieder die Debatte auf, ob und wenn ja in welcher Form, mit wie
vielen Sparten, sich die mittleren Städte noch große Theater leisten können.
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In der Krise ist nicht das Theater sondern
das System der Umverteilung von öffentlichen Einnahmen aus Steuern etc. in
Richtung der weichen Referate wie Kultur, Soziales, Umwelt und Bildung zu
überprüfen und zu verbessern. Geld ist genügend da. Die weichen Bereiche
dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Es geht nicht, darum angesichts (chronisch)
klammer Kassen die Kultur dafür zu opfern, sondern mit vereinten Kräften
dafür zu sorgen, dass das vorhandene Geld im Kulturbereich (wie auch bei den
Nachbarreferaten) landet.
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Selbst der Bühnenverein, eigentlich eine
Lobbyvereinigung für die Theater, sah sich deshalb genötigt, eine
Veröffentlichung herauszubringen
„Wie geht es weiter mit dem Stadttheater?“
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Die Broschüre „Wie geht es weiter mit dem
Stadttheater?“ beschäftigt sich hauptsächlich mit der Möglichkeit sinnvoller Theater-Fusionen
von sehr nahe beieinander liegenden Städten, also nicht etwa im Abstand
Augsburg-München (60km), sondern etwa Krefeld-Mönchengladbach (25km)
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Die Initiative Kulturelle Stadtentwicklung Augsburg
ist grundsätzlich zunächst nur der bescheidenen Meinung, dass diese Frage
geklärt sein sollte, bevor man sich in das Abenteuer einer Sanierung im
Umfang von rund 200 Millionen Euro stürzt. Nur die gebetsmühlenartig
wiederholte schlichte Aussage „Theater muss sein“ ist als Antwort zu wenig
und reicht nicht aus.
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Der Umfang beträgt auf Grund von Zuschüssen
80 Mio. €, nicht 200 Mio. €.
Die Frage wurde mit unterschiedlichsten
Beteiligten und nicht erst zur Bürgerbeteiligungswerkstatt geklärt.
Niemand begnügt sich mit dem alleinigen
Satz Theater muss sein. Manche hören nur das was sie hören wollen.
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Die Gründe für die vielbeschworene Krise sind
vielfältig: Bedeutungsverlust des Theaters,
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unbewiesene Behauptung, müsste schon seit
100 Jahren, seit aufkommen des Films/Kinos so sein, ist aber falsch.
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Rückgang des Bildungsbürgertums,
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ist eine schwere Folge des fehlerbehafteten
deutschen Bildungssystems, die man mit der Reduzierung von
Theateraufführungen nicht noch verschlimmern muss
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Konkurrenz durch neue Formen der Abendunterhaltung wie
Konzertveranstaltungen mit populärer Musik sowie die Medien wie Film,
Fernsehen und Internet,
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Ist ebenfalls kein Grund, sich
zurückzuziehen, sondern ganz eher, den live-Vorteil auszubauen und zu nutzen.
Zumal Internet, Video und Film wunderbar mit Theater kombinierbar sind
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geringer Coolnessfaktor,
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Coolness ist erst recht keine Fata Morgana,
der man blind hinterherlaufen muss, wie überhaupt allem was irgendwie trendy
erscheint.
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viele neue Spielstätten wie Stadthallen und kleinere
Bühnen mit attraktiven Programmen.
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Für manche ist jedes Bauerntheater
attraktiv aber qualitativ doch meist unter aller Kanone
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Festliche Premierenfeiern und Opernbälle können nicht
darüber hinwegtäuschen, dass das Publikumsinteresse am Theater im Vergleich
mit den Jahrzehnten nach Nachkriegsende abnimmt. Dies wirkt sich besonders
auf das Sprechtheater aus, wo in den letzten zwei Jahrzehnten ein Rückgang um
20% zu verzeichnen war: „Das Schauspiel bekommt die großen Räume nicht mehr
voll.“(Ulf Schmidt).
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Das Schauspiel ist auch nicht das zentrale
Event eines Vier-Sparten-Hauses, sondern die Oper bzw. das Musiktheater.
Nach Film, Fernsehen macht nun auch das
Internet den Büchern, Zeitungen und dem Theater Konkurrenz. Wiederum kein
Grund, diesem Wettbewerb nicht etwas entgegen zu setzen.
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Auch auf die Finanzsituation der Theater wirken sich
diese Entwicklungen aus. Dafür genügt ein Blick auf das Verhältnis von Einnahmen
und Ausgaben beim Augsburger Stadttheater, denn gerade einmal 5 Millionen von
dem Gesamtetat von 27 Millionen Euro tragen die Eintrittsgelder bei, d.h.
nicht einmal 20% und ohne die Sonderkonjunktur der Freilichtbühne wäre das
Missverhältnis noch krasser. Jede einzelne Eintrittskarte wird so mit über
100 Euro bezuschusst. Von dem jährlichen Defizit von über 22 Millionen Euro
muss die Stadt Augsburg allein über 15 Millionen aufbringen, also etwa genau
soviel wie die jetzige massive Anhebung der Gewerbe- und Grundsteuer
einbringen soll. Ob Stadtgesellschaften wie die Augsburger solche Summen in
Zukunft aufbringen können und wollen, sei dahingestellt, vor allem angesichts
der Tatsache, dass nur 5 bis 10% der Bevölkerung dieses Angebot überhaupt
nutzen.
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Ein Stadttheater muss keine
kulturwirtschaftliche Bilanz aufbringen, ebenso wie die Bereiche Bildung,
Soziales und Umwelt selbstverständlich subventioniert, also gefördert sind.
Ob Stadtgesellschaft diese Summen
aufbringen können, steht gar nicht zur Debatte, denn es muss dieses Angebot
geben, da sonst die geistige Basis des tatsächlich nur 5% großen Thinktanks abwandert
und Augsburg zur Provinzstadt wird, weshalb der Name „Initiative kulturelle
Stadtentwicklung“ eher heißen müsste: „Initiative kulturelle
Stadtabwicklung“. Wie das Verhältnis von Spitzensport zu Breitensport kann
man auch in der Kultur sagen: Hoch- oder Spitzenkultur braucht Breiten- und
Subkultur und umgekehrt. Dabei ist von Massenkultur noch gar nicht die Rede.
Es geht nicht um die Anzahl der Besucher,
sondern um die Förderung komplexerer Kunstformen, die nicht nur zum
Zeitvertreib sondern zur Verarbeitung gesellschaftlicher Probleme existieren.
In Augsburg ist hierfür ein gutes Beispiel das Festival „Lab 30“.
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Niemand von der Initiative stellt in Frage, dass es
in Augsburg weiterhin Theater auf hohem Niveau geben soll, und allen von der
Initiative ist bewusst, dass ein solches kulturell anspruchsvolles Theater
ohne vergleichsweise hohe Subventionen nicht möglich ist. Dies kann aber
nicht jede Form der Geldverschwendung rechtfertigen,
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Mit der Frage des Bürgerbegehrens stellt
jeder der sechs Initiatoren das Stadttheater überhaupt zur Disposition, denn
es wird keinerlei Subvention zugelassen.
Frivole Behauptung: Die Kostenberechnung
wird zeigen, dass und wofür das Geld sinnvoll ausgegeben wird.
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sondern erlegt den Theater und den dafür
Verantwortlichen die Verpflichtung auf, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen,
gerade dann wenn große Investitionen angesagt sind und damit bauliche
Voraussetzungen für einen kostengünstigeren Theaterbetrieb geschaffen werden
könnten. Deshalb haben die Mitglieder der Initiative überhaupt kein
Verständnis dafür, dass daran kein Gedanke verschwendet wird, sondern die
vorliegende Planung sogar zu höheren Folgekosten führen wird.
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Die Planung wird auf jeden Fall zu
niedrigeren Folgekosten führen, erstens, weil alle technischen Anlagen dann
auf dem neuesten Stand sind, und damit höchst energieeffizient, also
wesentliche weniger Wartungs- und Energiekosten anfallen. Zweitens, weil
keinerlei Miete mehr für irgendwelche Zusatzlagerstätten anfallen. Drittens,
weil alle Wege kurz sind, und kein Zeitverlust mehr eintritt, und viertens,
weil anzunehmen ist, dass weniger Krankheitsausfälle zu verzeichnen sind, da
die Arbeitsbedingungen passen.
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Warum stehen Aufwand und Ertrag bei einem
Stadttheater wie dem Augsburger in keinem rechten Verhältnis mehr. Zum einen
liegt dies an den Sparzwängen, denen die Stadttheater trotz der hohen Subventionen
in den letzten Jahrzehnten unterlagen.
Zu einem vollständigen Ausgleich für die
Arbeitszeitverkürzungen und Tariferhöhungen kam es nicht.
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Aufwand und Ertrag sind Dimensionen der
Wirtschaft, aber nicht der Kultur, das sollte ein promovierter Bibliothekar
kapiert haben.
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Da über Jahrzehnte versäumt wurde, die öffentlichen
Bühnen zu reformieren, geht ein immer höherer Anteil
des Budgets in den laufenden Betrieb und das festangestellte Personal, bleibt
für Gäste, Regie und Ausstattung immer weniger Geld übrig, die künstlerischen
Etats sind geschrumpft. Vor allem aber erfordert die Art und Weise, wie in
Deutschland Theater gespielt wird, einen hohen Personal- und damit
Finanzbedarf.
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Dass der Kulturetat in Augsburg zu niedrig
ist, ist ein Problem, das unbedingt zu ändern ist. Das heißt wiederum nicht,
dass man sich auch noch damit kasteit, indem man das Theater vollends abschafft.
Der hohe Personalaufwand ist historisch
bedingt. Chor, Orchester, Statisten und Handwerker sind für die historischen
Opern und z.T. auch für Neuproduktionen nötig, und weil pro Stadt nur einmal,
auch unabdingbar.
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Hinzu kommt, dass sich bei Häusern mittlerer Größe
der Aufwand für eine Inszenierung kaum lohnt, da nach acht oder neun Aufführungen
das Stück schon wieder vom Spielplan verschwindet. Merkmale der deutschen
Theaterlandschaft sind Mehr-Sparten-Häuser, feste Ensembles,
Repertoirebetrieb und das Bestreben, möglichst alles in Eigenleistung zu
erbringen.
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Durch das Bestreben, alles in Eigenleistung
zu erbringen, erzielt man eine hohe Qualität, und ist nicht von
Lieferbedingungen und Terminen externer abhängig. Außerdem gibt es genügend
Dinge, die outgesourct werden.
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Mit diesen kostspieligen Organisationsformen
unterscheidet sich das deutsche Theater grundlegend vom Theater der
angloamerikanischen und romanischen
Länder. Dort ist der En-suite-Betrieb Normalität,
selbst die Pariser Oper hat schon lange aus Kostengründen darauf umgestellt.
Werden Stücke nach der Premiere durchgespielt, entfällt der tägliche
aufwendige Umbau. Erst ein solcher personal-, platz und energiesparender
Spielplan bietet dann wiederum die Möglichkeit, Kooperationen mit anderen
Theatern einzugehen und wie in Italien Inszenierungen
auszutauschen, also die Oper von Bologna gastiert mit
einem Stück drei Wochen in Parma und dafür die Oper von Parma drei Wochen in
Bologna.
Allein solche Veränderungen werden für eine
bezahlbare Theaterlandschaft sorgen, die Bewahrung und Konservierung der seit
den fünfziger Jahren bestehenden Strukturen wird die Stadttheater in eine
Sackgasse führen. Neue Ansätze, neue Konzepte erfordern aber auch ein
Umdenken in den baulichen Voraussetzungen. Ein En-suite-Betrieb ist in
Augsburg nur möglich, wenn Musik- und Sprechtheater
räumlich getrennt werden, wie dies in allen großen
Städte der Fall ist. Wenn sich in einer zentralen Spielstätte Sprech- und
Musiktheater abwechseln, ist dies ein sicheres Zeichen für Provinz. Für des
zweifelhafte Vergnügen, provinzielle Verhältnisse zu konservieren, sollten
nicht hundert Millionen und mehr aufgewendet werden. Sowieso braucht Augsburg
kein Haus für das Schauspiel mehr, das größer ist als die Münchner
Kammerspiele oder das Theater am Schiffbauerdamm für das Berliner Ensemble.
Wird das große Haus dann als reine Musikbühne für fünf oder sechs
Operninszenerungen und zwei Ballettaufführungen im En-suite-Betrieb bespielt,
genügt eine sehr viel einfachere technische Ausstattung ohne gewaltigen
Bühnenturm und mit weniger Platz. Eine der größten
Bühnen der Bundesrepublik wie gegenwärtig benötigt das Augsburger Stadttheater
dann sicher nicht mehr, ein Teil dieses Raums könnte anderweitig – für
Orchesterproben z.B.? - verwendet werden.
In der Mailänder Scala und in La Fenice in Venedig
finden sogar die großen Symphoniekonzerte in den jeweiligen Opernhäusern
statt.
Auf jeden Fall müssen bei einer Investition der
Größenordnung, wie sie in Augsburg geplant ist, die Organisationsform, die
Betriebsabläufe, das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf Einsparmöglichkeiten, auf
verzichtbare Leistungen und letztlich auf eine zukunftsfähige Struktur hin
kritisch durchleuchtet werden. Wenn die Sanierung des großen Hauses in der
Form, wie es in den fünfziger Jahren errichtet wurde, aber als alternativlos
hingestellt wird, sind alle solche Überlegungen hinfällig und bleibt der
Finanzbedarf für eine schwer verschuldete Stadt unermesslich. Die Mitglieder
der Initiative Kulturelle Stadtentwicklung Augsburg hingegen sind mit Frank
Alva Buecheler der Meinung: „Mehr Theater mit weniger Geld – das geht!“
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Der En Suite Betrieb bringt nur gängige
Stücke ins Theater, keine Avantgarde und keine je besondere Inszenierung.
Das Durchspielen der Stücke ist für die
Mitwirkenden langweilig und während der Pausentage ist das Theater nicht
benutzbar.
Musik- und Sprechtheater sind nicht
getrennt, sondern vielmehr gibt es zwei Musik- und Sprechtheater, nämlich das
Große Haus und die Multifunktionsbühne und dazu noch Experimentierbühnen. Ein
Musiktheater kann 200 Mitwirkende benötigen, das Sprechtheater ist oft mit 20
Spielern vollständig.
Das Haus wurde als Opernhaus gebaut und
muss in dieser Form erhalten werden. Man kann soviel Opern- und
Musiktheaterinszenierungen machen, wie gewünscht, da für das Schauspiel die
anderen Bühnen zur Verfügung stehen. Die Ansicht, das für weniger Opern
weniger Technik nötig ist, ist eine Milchmädchenrechnung: Selbst nur eine
große Oper braucht die technische Möglichkeit der Ober- und Untermaschinerie.
Würde das Orchester proben, wäre im
Bühnenbereich kaum etwas zu spielen, da akustisch unlösbar.
Natürlich können im Großen Haus auch
Symphoniekonzerte stattfinden, aber eben auch in der Multifunktionshalle oder
in der Kongresshalle.
Peinlich, wenn ausgerechnet Künstler der
Kunst das Geld verwehren, wie Buecheler. Es geht nicht drum, einzuknicken,
sondern zu vermitteln, dass Kulturreduktion zu kultureller Banalisierung und
zur Verrohung führt.
Die Mitglieder der initiative Theatermodern
– ja zur Sanierung sind der Meinung: Theater der Zukunft – Theater für alle.
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