CnZsMr
Freitag, 24. Februar 2017
Freitag, 12. August 2016
InNoOr
InNoOr
Industrial Noise Orchestra
"NOISOMETER"
am 16.09.2016 um 20:00 Uhr
am 17.09.2016 um 19:30 Uhr
Festival "Asche zu Farbgut" 100 Jahre Gaswerk Augsburg
Festival "Asche zu Farbgut" 100 Jahre Gaswerk Augsburg
im großen Scheibengasbehälter ("Gaskessel") im Gaswerk Augsburg,
August-Wessels-Str. 30 a, 86156 Augsburg
"InNoOr"
am 07.10.2016 um 21.30 Uhr
Festival für improvisierte Musik Augsburg - FfiMA
"InNoOr"
am 07.10.2016 um 21.30 Uhr
Festival für improvisierte Musik Augsburg - FfiMA
Galerie Krüggling, Singerstraße 7, 86159 Augsburg
Kurzprofil
Kristin
Bussmann
Tuba
Simon
Kotter
Bassposaune
Silvan
Lackerschmid
E-Gitarre
Christian Z.
Müller
Schrottperkussion, Fundobjekte, Elektronik
Friedemann von
Rechenberg Selbstbauinstrumentarium, Fundobjekte, Elektronik
Ausloten der Spektren Klangfarbe und Frequenz, Kombination
akustischer, elektroakustischer und elektronischer Klänge, nicht ganz ernst
gemeinte Neuinterpretation des Electronica-Genres „Drum and Bass“, bzw. des
Rock-Genres „Heavy Metal“.
Harmonie, Melodie und Rhythmus treten in den Hintergrund
zugunsten von Klangfarbe, Frequenz und Geräusch. Drone und Glitch, Noise und
Ambient sind wesentliche Parameter. Wir erreichen diese Qualitäten durch
Collagen tiefer Blechbläser-Sounds mit Schrott-Schlagwerk, amalgamiert durch
E-Gitarre/E-Bass und elektronischen/elektroakustischen Effekten.
Weiterführende Beschreibung
Beim intensiven Studium verschiedenster Werke für kleinere
und größere Ensembles fällt auf, dass die Klangfarbigkeit oft weit ausgeprägter
ist, als bei großen Orchesterbesetzungen. Bei letzteren sind Instrumente
mehrfach besetzt, was zwar zu einer Dynamikverstärkung führt, aber eher weniger
zu einer ungewöhnlichen Klangfarbigkeit. Die Orchesterbesetzungen sind zudem
relativ fix und werden meist nur im Schlagzeug variiert. Bei kleineren
Ensembles finden sich jedoch immer häufiger auch Akkordeon, Saxophone, Gitarren
und Elektronik besetzt, die im gängigen Symphonieorchester fehlen.
Ein zweites Merkmal der meisten symphonischen oder
Ensemble-Musik ist seine Höhenlage weitgehend im Alt, wenn man von der Anzahl
der in dieser Stimmlage verorteten Instrumente ausgeht.
Aber auch in der gängigen Popmusik stehen musikalische
Themen sowieso gegenüber dem Gesang bzw. der Performance (Video) eher im
Hintergrund, in der weniger bekannten gibt es doch auch spannendere Farben.
Die Atmosphäre des Gasometers besteht aus einem ein
typischen Einmal-Echo mit Nachhall. Mit diesem Echo betreiben wir ein
rhythmisches Frage-Antwort-Spiel, den Nachhall benutzen wir um unseren
Drone-Sound zu verstärken. Wir improvisieren entweder auf der Plattform und das
Publikum steht auf dem Ring-Umgang oder umgekehrt. (Die erste Variante ist
aufbautechnisch praktischer, die zweite akustisch-räumlich spannender.) Die
Besetzung verbindet Neue Musik mit Heavy Metal, Electronic Drones mit
Blasorchestersound. Dabei entsteht völlig logisch über „Drum & Bass“ ein
rundes Ganzes, eine Übersummativität.
Samstag, 21. Mai 2016
Theatermodern-Mai-2016_III
Kommentar
zum Artikel „Ein Buch über gute Manieren täte not“ von Patrick Bahners in der
FAZ vom 20.05.2016
Feuilletonkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Bahners positioniert sich gegen die Sanierung des
Theaters Augsburg
Vorschusslorbeeren
Bahners' FAZ-Artikel bekränzt Herrn K. I., den Buchhändler, der angeblich „alle Aufgaben
übernimmt, die im literarischen Leben der urbanen Provinz anfallen“ gleich
einleitend mit derartigen Vorschusslorbeeren, dass man vor Ehrfurcht erstarrt.
Jedoch,
in einer Stadt mit 280.000 Einwohnern, weiteren 120.000 Einwohnern in
Randstädten, mit Universität und Fachhochschule, mit insgesamt etwa 20
Buchhandlungen (ohne Filialen), darunter z.B. auch die „Amazon“-Konkurrenz
„Buch-7“, mit einem Brecht-Festival etc. etc. – in dieser Brecht-Stadt Augsburg
phantasiert Herr I. gerne von jener Position des Literatur-Kümmerers und einzigen
Brecht-Kenners.
„Wir da unten gegen die da oben“
Die
Wertigkeit Brecht’scher Briefe ist unbestritten, doch wenn eine bestimmte
Vulgarität bei Brecht hochgeschätzt werden, so muss auch der Buchhändler
merken, dass eine gewisse brecht’sche Komödie stattfindet, wenn von Autonomen
per Plakataktionen historische Vergleiche gezogen werden. Inwiefern im Wortlaut
Herr I. mit Herrn Ulbricht verglichen wurde, kann man gerne googlen. Ein dickes
Fell hat Herr I. ganz bestimmt nicht. Er fühlt sich aber ganz gut in der Rolle
des armen, kleinen, untrigen Buchhändlers, der gegen die große, böse Obrigkeit
anrennt.
Aber
selbst, dass noch andere Autonome mit Filzstift „Theatermörder“ an sein
Schaufenster geschrieben haben, was man nicht goutieren muss und wovon
„theatermodern“ sich distanziert (hat), zeigt eher, wie krass die Vorstellung
ankommt, wenn eine Großstadt (unter den größten 25 Deutschlands) in Gefahr
kommt, KEIN Viersparten-Theater mehr bieten zu können. Das jedenfalls ist die
Alternative zur Sanierung.
„Theatermodern“
Hinter
„theatermodern“, oder für den Autor Patrick Bahners wahlweise auch
„THEATERMODERN“, stehen keine „Widersacher“, sondern Unterstützer der von der
Stadt Augsburg zusammen mit dem Theater sorgfältig geplanten Sanierung. Wir verstehen
uns nicht als Contra, sondern als Pro, als Bürgerschaft für den nachhaltigen
Fortbestand eines Vier-Sparten-Theaters für die Zukunft. Zählt man die
„Hochgelehrten“ (wie einer der Gegner vom FAZ-Autor hofiert wird und eigentlich
eine selten blöde Bezeichnung) auf Seiten der Sanierungsbefürworter, wird man
dreistellige Ergebnisse bekommen.
Köln!?
Viel
schlimmer ist jedoch wiegt der Vorwurf „Köln“. Dies bedarf einer genauen
Darstellung, weil ich das selbst miterlebt habe, und gar Adressat bin:
Der
kurz nach Bekanntwerden des Bürgerbegehrens von Theaterleuten und
Sanierungsunterstützern organisierte Demonstrations-Zug endete an einem
Samstag-nachmittag auf dem Platz vor einem Kaufhaus, wo sich auch
Sanierungsgegner auf Stimmenfang befanden. Dort spielten dann die vier
Hornisten des Philharmonische Orchesters Augsburg ein Ständchen. Bevor sich die
Demo auflöste, gab es noch ein paar Diskussionsrunden zwischen Sanierungsgegnern
und -befürwortern.
Konkret
entstand auch ein Kreis aus ca. 7 Personen, darunter etwa 3 Theatermitglieder,
die Sanierungsgegnerinnen Angelika Lippert und Petra Wengert (beide Partei
Freie Wähler), sowie ich selbst und meine Frau. Wir diskutierten zwar den
Umständen entsprechend emotional, versuchten aber Argumente zu widerlegen, was
uns m. E. soweit gelang, dass die Gegnerinnen nicht alles parieren konnten und
daher argumentativ ins Hintertreffen gerieten. Es ging u. a. darum, ob der
Architekt nicht über einen Realisierungswettbewerb hätte gefunden werden
können, anstatt über einen Vergabe-Wettbewerb. Oder darum, dass zuerst alle Schulen
saniert werden müssten, bevor überhaupt 1 Euro fürs Theater ausgegeben werden
soll. Der ebenfalls aufgestellte Vorwurf, dass sich Theaterangestellte nicht
für das bzw. ihr Theater einsetzen dürfen, wurde als unhaltbar vermittelt.
Wie
jedoch Frau Lippert (z.B. zwei Tage später bei einer unsäglichen Veranstaltung
von attac-Augsburg) darauf kommt, sich wie in der Kölner Silvesternacht gefühlt
zu haben, also mindestens unsittlich „begrapscht“ worden zu sein, können meine
Frau und ich wie auch die anderen Mitdiskutanten nicht im Geringsten
nachvollziehen. Ich versichere hiermit hoch und heilig, Frau Lippert nicht im
Mindesten berührt oder gar die Hand zum Gruß gereicht sondern sie maximal
angesehen und angesprochen zu haben, was meine Frau selbstverständlich bezeugen
kann. Ob sie sich auch von Frauen sittlich belästigt fühlte?
Nein!
Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ich fordere Frau Lippert nach wie vor auf,
sich für diese öffentliche Denunzierung meiner Person zu entschuldigen!
Dass
aber ein Autor der angesehenen FAZ solche Informationen ungeprüft einfach so
dahintextet, ist unerträglich. Man muss sich nicht wundern, wenn einem hierzu
dann doch der Begriff „Lügenpresse“ einfällt, selbst wenn einem Pegida ferner
als irgend etwas sonst liegt.
Überhaupt
findet der Autor die fatalerweise treffenden Worte in Bezug auf die
Sanierungsgegner: „Verschworene“, „Drohung“, „Superwaffe“. Genau so empfinden
ganz viele Bürger, Theaterleute und Politiker die Art und Weise, wie hier beratungsresistent
mit bislang noch immer unklaren Argumenten gegen die Sanierung gearbeitet wird.
Da geht es nicht mehr um Manieren, sondern um verbale Abrüstung – auch beim
Faz-Autor!
Investition
Aber
nun endlich zum eigentlichen Thema, weil der Autor unfähig ist, wenigstens ein
bisschen Licht in die Grundfrage des Bürgerbegehrens zu bringen: Sie bedeutet
nämlich, dass bei einem NEIN die Stadt Augsburg sich nicht mit auch nur einem
Euro (1,- €) für die Sanierung des Theaters verschulden darf. Da im regulären
Haushalt keinerlei zusätzliche sondern nur Wartungs- und Instandhaltungs-Baumaßnahmen
enthalten sind, muss sich die Stadt Augsburg für JEDE Sanierungs-Baumaßnahme am
Theater verschulden. Die Konsequenz wäre, dass gar nicht gebaut bzw. saniert
würde, und die Stadt Augsburg nur noch kleinere Schauspiele sowie Konzerte
anbieten könnte, somit das Vier-Sparten-Theater tot wäre. Eine Provinzposse
erster Sahne. Da möchte man die deutsche Presse dann hören.
Gerade
weil aber so lange nichts gemacht wurde, und das Theater nun völlig
überraschend für alle schon Ende der Saison 2016 schießen muss, besteht
eklatante Sanierungsnotwendigkeit, und die Chance einmal in den Genuss einer
Finanzspritze zu kommen, somit eine nachhaltige Investition in die Zukunft.
Da
der Bayerische Staat der Stadt Augsburg 107 Mio € hierfür zur Verfügung stellt,
reduzieren sich die von der Stadt zu tragenden Kosten auf ca. 90 Mio €, woraus
sich für die steuerzahlende Augsburger Bevölkerung für bis ins Jahr 2036 eine
Belastung von jährlich 25 (fünfundzwanzig) € errechnet. Die in diesem
Zusammenhang erwähnte Verschuldung Augsburgs ist nicht außergewöhnlich. Die
wichtigsten Rankings zu den unter ca. 100 kreisfreien Städten verorten die
Stadt eher im unteren Mittelfeld.
„veraltetes“ Repertoire?
Die
negative Haltung des in Oxford studierten Autors Patrick Bahners in Sachen
Repertoire birgt Empörungspotenzial: Kann ein Repertoire „veraltet“ sein? Können
Mozart, Beethoven und Wagner auf den Müll? Sind Meisterwerke der Bildenden
Kunst, etwa von Rembrandt oder Picasso, von Semper oder Le Corbusier etc.
irgendwann veraltet? Ist es nicht vielmehr so, dass, je weiter die Geschichte
zurückliegt, der gesamtgesellschaftliche Wert der Kunst sogar steigt? Auch, was
„kulturelle Besitzstände“ sein sollen, erklärt der Autor nicht. Kann man Kultur
„besitzen“? Man kann eine Trompete besitzen und vielleicht auch darauf spielen,
man kann Bilder, Bücher, Skulpturen, Schlösser, alte Aufnahmen auf
Schallplatten besitzen, aber „Kultur “? Falls der Autor drauf hinaus will, dass
die pelztragenden Besitzständler gerne ihre Robe ausführen und in den Pausen
zum „weißem Rössl“ Sekt schlürfen, dann dürfte das eine aussterbende Minderheit
sein – jedenfalls was den Pelz betrifft, denn auch die im Theater stark
vertretene Jugend genießt von Zeit zu Zeit den Kontrast zum Diskothekengehopse,
und schlürft dann auch Prosecco.
Das
Theater Augsburg ist in allen inhaltlichen Themen engagiert. Es betreut
selbstverständlich dem Bildungsauftrag gerecht werdend, zum Einen das
klassische, aber zum Zweiten auch das avantgardistisch-moderne Repertoire, wie
an der herausragenden Inszenierung von Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ zu
belegen ist. Und die dritte Linie ist die Präsentation aktuellster
Produktionen, teilweise auch mit externen Darstellern aus der Stadtgesellschaft.
Kultur als vierte Dimension
nachhaltigen Handelns
Angesichts
des Kulturverfalls (siehe AfD, Pegida, etc.) wäre die Unantastbarkeit der Kultur
wünschenswert. Jedenfalls ist es leider so, dass die sogenannten weichen
Faktoren Soziales, Umwelt, Bildung und Kultur um Finanzmittel kämpfen. Augsburg
hat sich in einer einjährigen Nachhaltigkeitsdebatte über seine Lokale Agenda
neben den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie die vierte Dimension
Kultur verschrieben, weil nachhaltiges Denken, Leben und Handeln nur läuft,
wenn alle Aspekte des Menschen und seiner Umwelt Eingang finden. Das ist die
eigentlich relevante „Initiative kulturelle Stadtentwicklung“ (wie sich die
Bürgerbegehren-Initiatoren nennen) im Gegensatz zum destruktiven
Bürgerbegehrensinhalt, das gar nicht auf Kultur bzw. Kunst eingeht.
Augsburg
jedenfalls hat erkannt, dass das Weglassen einer Dimension auch die anderen
schwächt. Wird also an der Kultur gespart, ist das in Bildungskreisen gar nicht
vermittelbar, verroht der soziale Aspekt und wird in letzter Konsequenz der
Umweltschutz irrelevant, weil es keinen Grund gibt, die zusehends kulturlose
Menschheit zu erhalten. Soweit ist es in Augsburg noch lange nicht.
Partizipation
Nicht
erst mit der Bürgerbeteiligungswerkstatt konnte man sich zum Theater äußern,
sondern prinzipiell schon immer und tatsächlich gab es auch 2014 schon,
allerdings mäßig besuchte, runde Tische zur inhaltlichen Ausrichtung des
Theaters.
Der
Beteiligungsprozess war ein Erfolg, was das Interesse und die Breite der
Besucher anlangt. Die Kritiker waren ebenfalls zugegen, blieben aber stille
Beobachter, als ginge sie das Treiben nichts an.
Was
die Kritiker am Beteiligungsprozess gestört hat, war die Tatsache, dass die
notwendigen baulichen Maßnahmen, um hinterher wieder ein Vier-Sparten-Theater
zu haben, nicht verhandelbar waren. Es ist auch nicht einfach, einem breiten
Publikum zu vermitteln, wie beim Bauen im Bestand die Umsetzung von
Brandschutz, Barrierefreiheit, Hygiene, Denkmalschutz, Bühnentechnik, Akustik,
Versorgungstechnik, Arbeitsschutz, Raumbedarf, Beleuchtung, etc. funktioniert.
Die Komplexität einer Planungsaufgabe ist mittels Bürgerwerkstatt nicht zu
erfassen und nicht zu bearbeiten.
Unklare und unvereinbare Ideen
Keiner
der sechs Bürgerbegehrens-Initiatoren bringt schlagende Argumente. Herr I.
sagt, es ist zu teuer, kommt aber nur mit der Forderung, man müsse aus München
noch mehr Geld verlangen. Dabei kann man davon ausgehen, dass OB Dr. Gribl, als
Stellvertreter des CSU-Chefs Seehofer wahrscheinlich der Einzige auf lange Zeit
ist, der je überhaupt so viel Geld in die drittgrößte Stadt Bayerns abzweigen
konnte. „Theatermodern“ jedenfalls liegen Texte der Sanierungsgegner vor, aus
denen manche Information wie folgt hervorgeht: Herr Bommas spricht von einem
Theater, das ausschließlich aktuelle soziale Themen bearbeiten soll, also
Sozialintegration betreiben soll. Das ist aber nicht die vorderste Aufgabe des
Theaters. Hierzu gibt es zunächst Bildungsinstitute. Integration, wie sie
angesichts der Flüchtlingskrise notwendig wird, ist nicht allein und zuerst
Aufgabe der Kultur- bzw. Kunstinstitutionen. Sie stehen im Rahmen der Bildungsprogramme
aber bereit, wie auch Museen, Bibliotheken, Sportstätten.
Dr.
Gier schreibt über den En-Suite- oder Semi-Stagione-Betrieb, ein Theatermodell,
das den Vorstellungen der Integration von migrantischen Laiendarstellern a la
Bommas eklatant widerspricht, weil der Zugriff auf das Theater dann von
ökonomischen Zwängen abhängt.
Ja,
und was Frau Lippert eigentlich will, außer Andersdenkende mit
Köln-Sexismus-Vergleichen zu denunzieren, konnten wir bis heute nicht eruieren.
Ein Buch „über gute Manieren“ unter ihrem Kopfkissen könnte helfen.
Und
noch eine Empfehlung an den FAZ-Autor Patrick Bahners: Informieren Sie sich
zuerst bei allen Beteiligten, bevor sie einseitig Partei ergreifen, wie im
vorliegenden Fall. Das ist unterste Schublade von Journalismus.
Christian
Z. Müller, Augsburg, 21.05.2016
Samstag, 14. Mai 2016
Theatermodern-Mai-2016_II
Theater als Gesamtkunstwerk
Gebäude / Architektur
· Sanierungsstau: Brandschutz, Barrierefreiheit,
Hygiene, Platznot, hohe Betriebskosten, Mieten, Transportkosten
· Denkmalschutz, Bestandsschutz. Veränderung
hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit. möglichst flexibles Haus
· wer bestimmt, ob und wie saniert wird? Stadtrat
· Wer eruiert, wie saniert und neugebaut wird?
Architekt und Fachplaner zusammen mit Nutzer und Bauherr. Planung nicht
ziellos sondern gemäß Leistungsphasen
|
Standort / Lage
· Fixer Standort im denkmalgeschützten Bauwerk im
Zentrum der Stadt.
· Per ÖPNV erreichbar
· Standortfaktor urban / pekuniär
|
Geld + Wert
· wer entscheidet, wofür Geld ausgegeben wird? Stadtrat, Plebiszitäre Eingriffe in
den Haushalt sind unzulässig
· Investition geht nicht ohne Kredite; enorm hohe
Zuschüsse, muss ansonsten neu verhandelt werden?
· Nicht kulturwirtschaftlich, konsumistisch, marktorientiert
!!!
|
wer
sind die Akteure?
· wer bestimmt über Nutzung, Nutzergruppen,
Zugänglichkeit? Qualität entscheidet. Bewerbung. wer in Person darf spielen?
wer entscheidet das? Intendanz, GMD
· Transparenz, Partizipation.
· Intendant sollte Position im Kulturbeirat haben.
|
wer
ist das Publikum?
· Für wen wird gespielt? Für alle. Vergünstigte und
Gratiskarten. Partizipation. Barrierefreiheit. Wer organisiert das? Intendanz + kaufmännische Leitung
|
welche
Inhalte, welche Themen werden verhandelt? Qualität der Kunst
· welche nicht? Wer entscheidet das? die Gesellschaft?
ein Plebiszit? Brauchen wir Bürgerentscheide darüber, was gespielt wird? Intendanz
· wer entscheidet, was (gute) Kunst ist?
· alle Themen der Vergangenheit, Gegenwart und möglichen
Zukunft. Alle Formen klassisch-historischer, modern-avantgardistischer,
visionär-experimenteller Kunst mit Schnittmengen zu populärer Kunst und zum
Unterhaltungsgenre.
· Alle wesentlichen, in Theaterkreisen national bis
weltweit diskutierten Einflüsse und Strömungen werden wahrgenommen und ggf.
übernommen.
|
mit
welchen Kunstformen wird
Kunst gemacht?
· Sparten? Darstellende Künste => Sparten => Raumbedarf
· Wort + Ton + Bild + Bewegung => Sprache + Musik +
Tanz => Gesamtkunstwerk
· Tontechnik/Elektronik + Lichttechnik +
Bühnentechnik/Kinetik/Robotik
· kann man was weglassen? Wer entscheidet darüber, was
weggelassen wird? Intendanz
|
Welche
Aufgabe und welchen Effekt hat Theater?
· Menschen, Live, Inhalte, Kultur, Erlebnis, Bedeutung
für die Stadtgesellschaft, Relevanz
· Bildungsinhalt, Vermittlung, Tradition, Geschichte
· Wahrnehmung nach außen, Image, Strahlkraft,
· wer entscheidet hierüber? Gesellschaftsvertrag –
Demokratie - Kunstkanon
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“Das
Theater muss aufpassen, dass es nicht mit der kleinen Oberschicht des
traditionellen Bürgertums zusammen ausstirbt“
Meinhard
Motzko im DAZ-Interview über die Zukunft des Theaters
|
Vorausgenommen: Das Theater ist beliebt wie nie... !
Kommentar
Christian
Z. Müller
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Meinhard
Motzko ist Sozialwissenschaftler, lebt in Bremen und begleitet seit 1985
öffentliche Einrichtungen bei der Konzept- und Organisationsentwicklung. Ein
Schwerpunkt seiner Aktivitäten ist die interkulturelle Ausrichtung von
Kultureinrichtungen aller Art.
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Einzelne
Projekte führten ihn neben dem gesamten deutschsprachigen Bereich bis in die
Nachfolgestaaten der Sowjetunion, Zentralasien und China.
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Nachfolgestaaten
der Sowjetunion und China: Herr Motzko hat anscheinend eine Vorliebe für
ehemals realsozialistische kommunistische Diktaturen. Und: entweder man dort
hat nicht viel gelernt von Motzkos „interkultureller Ausrichtung“ oder seine
Vorstellungen passen zu den dortigen Vorstellungen von Kultur
|
|||||
Motzko
hat große Erfahrung bezüglich Zielvorgaben im subventionierten
Theaterbereich. „Eine schonungslose Analyse der Einnahmenseite und der
Kostentreiber“, so Meinhard Motzko auf die Frage, was zuerst geschehen müsse,
damit das Augsburger Stadttheater innerhalb seines Budgetrahmens zu
wirtschaften in der Lage ist. Das gekürzte Interview erscheint mit der
heutigen Ausgabe aus aktuellem Anlass zum zweiten Mal.
|
M.
hat große Erfahrungen. Aha. und das geht schon gleich mal los mit
„wirtschaften“. Spielverderber!
|
|||||
DAZ:
Herr Motzko, was würden Sie zuerst tun, wenn Sie von der Stadt Augsburg den
Auftrag bekämen, das städtische Theater dazu zu bringen, im Rahmen seines
Budgets zu bleiben?
Motzko:
Ohne den Einblick in die Hintergründe der Kostensituation des Theaters kann
ich da nur relativ allgemein antworten: Als Erstes muss sicher ein
“Kassensturz” her. Damit meine ich nicht die “Kasse” als solches, sondern
eine schonungslose Analyse der Einnahmeseite und der Kostentreiber. Wenn
zirka 17 Millionen Euro für das Personal aufgewendet werden und “nur” ca. 2
Millionen Euro für die Inszenierungen und den Spielbetrieb, frage ich mich
schon, ob da nicht ein “öffentlicher Beamtenbetrieb” entstanden ist. Mit
allen Folgen für die Kostenentwicklung, die wir aus diversen Verwaltungen
kennen. Unabhängig von den Gründen für diese sicherlich langjährige
Entwicklung könnte man ja mal überlegen, die Organisationsform des Theaters
zu überdenken.
|
Man
sollte mal der Feuerwehr, dem Klinikum oder den Grundschulen einen
Kassensturz empfehlen. Denn die „wirtschaften“ vielleicht nicht richtig?
Komischerweise
wird ausgerechnet den Kultureinrichtungen, die absichtlich kommunal betrieben
werden, damit sie nicht kulturwirtschaftlich agieren müssen, und sich soweit
möglich, der freien Kunst widmen können, die finanzielle Unabhängigkeit als
Fehler angelastet.
|
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DAZ:
Klingt ein bisschen sehr allgemein. Das Stadttheater Augsburg ist ein
städtischer Eigenbetrieb, dessen Rahmenbedingungen quer durch den Stadtrat
noch als unantastbar gelten.
Motzko:
Ich kenne die formale Konstruktion des “Eigenbetriebs” der Stadt Augsburg zu
wenig, aber ich habe die Vermutung, dass hier Rahmenbedingungen gelten, die
das Theater beispielsweise an Tarifverträge des öffentlichen Dienstes,
unflexiblen Arbeitszeitregelungen und vermutlich auch teure
Altersteilzeitregelungen binden, die einem innovativen Kulturbetrieb entgegenstehen.
DAZ:
Das ist wohl die Realität, die vom Personalrat verteidigt und wie ein
wertvoller Schatz gehütet wird.
Motzko:
Mag sein, aber nach meiner Kenntnis gehören die Schauspieler an Theatern oft
zu den am schlechtesten bezahlten Personen mit den am schlechtesten
abgesicherten Verträgen.
DAZ:
Damit liegen Sie wohl auch richtig.
Motzko:
Das kann doch nicht sein: Die Garanten der künstlerischen Ausdrucksformen
werden schlechter gestellt als das “Backline-Personal”. Ich kenne kaum ein
Theater, das nicht über diese unflexiblen Zwänge, vor allem für das
“Backline-Personal” stöhnt. Vielleicht muss man das Theater erst mal aus
diesem Korsett befreien und dann mit einem Festbetragszuschuss ausstatten,
mit dem das Theater dann auch auskommen muss. Das kann das Theater aber
sicher nur, wenn es bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen mehr Freiheit
erhält.
|
Tarifverträge,
Arbeitszeitregelungen, blabla. Es geht um Kunst, und ihre Machbarkeit. Natürlich
sollen Künstler adäquat entlohnt werden, aber auch ihr Arbeitsumfeld muss
passen.
|
|||||
DAZ: Können Sie das konkretisieren?
Motzko:
Das könnte die Auslagerung ganzer Bereiche sein, der “Einkauf” von
Fremdleistungen bis hin zu ganzen Produktionen und vor allem eine andere
interne Organisation der Betriebsabläufe. Wenn eine Produktion geplant wird,
muss man der Dramaturgie und der Regie vor Beginn der jeweiligen Produktion
sagen können, wie viele Stunden Licht, Bühnentechnik, Requisite, usw. für die
jeweilige Produktion zur Verfügung stehen.
|
Ausgerechnet
ein Sozialwissenschaftler will einem kommunalen Betrieb Betriebswirtschaft
vorrechnen. Der Einlauf von Fremdleistungen geschieht in Maßen, der Einkauf
von ganzen Produktionen widerspricht eklatant dem Wunsch der stärkeren
Durchmischung mit und Integration von Laiendarstellern und Professionellen.
|
|||||
DAZ:
Wie beim Film. Dagegen wird jede Intendanz Sturm laufen und die Freiheit der
Kunst voranstellen.
Motzko:
Film ist auch Kunst. Und das Theater sollte auch mit einem wöchentlichen
Controlling klarkommen, solange es vom Steuerzahler finanziert wird. Wer dann
mit der kalkulierten Zeit nicht auskommt, wird vom Spielplan genommen. Das
passiert dann vielleicht ein oder zwei Mal, dann wird das eine “erzieherische
Wirkung” haben. Das geht heute sogar in Theatern computergestützt. Fragen Sie
mal im größten Haus in NRW nach, dem Schauspielhaus Düsseldorf. Dort steuert
der geschäftsführende Direktor Manfred Weber, ein Mann mit umfangreicher
Dramaturgie- und Intendanz-Erfahrung, nach solchen Grundsätzen das
Personaleinsatzmanagement in seinem Haus.
|
Wieso
wie beim Film? Woher nimmt der Herr DAZ die Gewissheit, dass „beim Film“ z.B.
Licht rationiert ist? Wer man hört, wie viele Millionen so mancher Film
kostet, spielt Geld überhaupt keine Rolle. Ausgerechnet die Filmindustrie
(sic!) ist nicht mit dem Stadttheater vergleichbar.
Steuerzahler.
Der finanziert vieles, das er persönlich nicht braucht. unser demokratischer
Gesellschaftsvertrag bedeutet aber, dass einer für alle und alle für einen
einstehen, vulgo „zahlen“.
Das
größte Haus in NRW ist nur ein Schauspielhaus? Was ist dann mit den Drei- und
Vier-Sparten-Theatern in NRW?
|
|||||
DAZ:
Das hört sich sehr betriebswirtschaftlich an. Wie würden Sie vorgehen, wenn
Sie den Auftrag erhielten, die Zukunft des Augsburger Theaters langfristig zu
sichern?
Motzko:
Das ist zu allgemein gefragt. Einen solchen Auftrag kann es nicht geben. Was
ist “langfristige Zukunft”?
|
langfristige
Zukunft? Das ist z.B. Nachhaltigkeit!
|
|||||
DAZ:
Ein neues Publikum. Ein jüngeres Publikum fürs Theater begeistern und gewinnen.
Aber gut, ich formuliere die Frage anders: Was muss die Stadt Augsburg Ihrer
Ansicht nach tun, um den Fortbestand ihres Theaters langfristig zu sichern?
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Das
neue Publikum ist längst fürs Theater begeistert Trotz miserablem
Bildungssystem konnte im Fach Deutsch und in Neigungsgruppen „Theater“
gespielt werden, was die Schüler auch dem Theater zuschiebt.
|
|||||
Motzko:
Die Stadt als Träger muss Zielvorstellungen entwickeln, in welcher Weise das
Theater die Stadtentwicklung mit befördern kann. Das Theater braucht einen
Auftrag. Es gibt kaum einen anderen öffentlichen Förderbereich, der so wenig
inhaltlich wie kostenmäßig gesteuert wird wie Theater, Opern und Musikhäuser
aller Art. Zur Definition eines solchen Auftrags muss es eine breite
gesellschaftliche Diskussion in der Stadt geben, an der neben den
künstlerischen Einrichtungen auch die Stadtplanung, der Bildungs- und
Sozialbereich, die Arbeitsmarktpolitik, undsoweiter beteiligt wird. Und
natürlich die breite Bürgerschaft der Stadt, auch wenn die meistens nicht
organisiert ist.
“Theater
muss die Zukunft einer Stadt thematisieren”
|
Theater
KANN die Zukunft einer Stadt thematisieren. Von müssen kann nicht die Rede
sein. Ein Theater ist zunächst unabhängig, wird sich aber tatsächlich mit
aktuellen, lokalen, urbanen, avantgardistischen und popkulturellen Stoffen
befassen. Aber es wird auch Bildungsauftrag erfüllen und Repertoire lebendig
halten.
Jedenfalls
ist es ja gerade gut, wenn Theater inhaltlich NICHT gesteuert werden, um die
Freiheit der Kunst nicht irgendwelchen wirtschaftlichen oder politischen
Zwecken zu unterjochen. Motzko hat
m.E. mehr Ideen aus der Sowjetunion und China mitgebracht, als er dort
hinterlassen konnte.
|
|||||
DAZ:
Wer soll diesen Diskurs, diese Debatte befeuern und führen? Die Politik?
Motzko:
Auch. Aber das Theater muss damit anfangen, was zu selten geschieht. Wenn ein
Theater in ständigem Dialog wenigstens mit den größten Bevölkerungsgruppen
verankert ist, wird es bestimmt immer kontroverse Diskussionen über die
jeweiligen künstlerischen Ausdrucksformen geben, aber nicht eine Diskussion
über die Existenz eines Theaters. Theater muss die Zukunft einer Stadt
thematisieren, Visionen von den Formen des Zusammenlebens und der
Organisation ziviler Formen des urbanen Lebens.
|
Man
kann das Theater nicht zu irgendwelchen Absichten zwingen. Aber in der
Realität agiert das Theater und seine Mitwirkenden als Teil des urbanen
Lebens.
|
|||||
DAZ:
Das Theater müsste sich demnach auch selbst zum Thema machen, sich selbst
hinterfragen?
Motzko:
Selbstverständlich gehört es auch dazu, dass das Theater selbst Interesse
daran haben muss, die Struktur seiner Verankerung ständig zu überprüfen. Dazu
gehört, zu allererst die Struktur des eigenen Publikums zu kennen und mit der
Bevölkerungsstruktur im Einzugsgebiet der Stadt zu spiegeln.
|
Nachdem
das Theater von jedem/r einzelnen BesucherIn weiß, woher er/sie kommt,
existiert diese Analyse. Wenn aber bestimmte Milieus nicht ins Theater gehen,
ist das kein Versagen des Theaters sondern der Bildungssysteme.
|
|||||
DAZ:
Das Theater soll sich Gedanken zu seinem Referenzrahmen machen?
Motzko:
Natürlich! Jedes Theater muss einen “Referenzrahmen” bestimmen. Ich nenne das
einfacher “Einzugsgebiet”. Das muss man kennen und sich darauf beziehen.
Leider ist es vielen Theatern wichtiger, im Feuilleton großer überregionaler
Zeitungen oder in der Theater-Fachöffentlichkeit besprochen zu werden. Da
kann ich aber auch beruhigen: Wer einen solchen Weg geht, wird auch in der
Theaterwelt eine große Aufmerksamkeit genießen. Die Neugier ist überall groß,
wie man es schafft, gerade die Bevölkerungsgruppen zu erreichen, für die
Theater immer fremd geblieben ist.
“Vor
allem aber fehlt eine Auftrags- und Zieldefinition!”
|
Referenzrahmen.
Aha.
Das
ist aber was anderes als „Einzugsgebiet“.
Referenzrahmen
wäre z. B. „Brecht“, „Industriekultur“, „Friedensstadt“.
Tja,
man schafft es vielleicht, indem man Schüler am Wandertag in den Zoo oder zum
Bowling schickt, aber zudem mindestens einmal im Monat zu Musiktheater-,
Ballett-, Konzertaufführungen und zu Schauspielen mitnimmt.
|
|||||
DAZ:
„Es kann nicht sein, dass 100% der Bevölkerung öffentliche Einrichtungen
finanzieren, die dann nur von einem Bruchteil genutzt werden.
Kultureinrichtungen müssen auch Beiträge zu Problemlösungen erbringen. Sie
müssen die Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln, Hoffnungen und
Ausdrucksformen erreichen und einbeziehen. Und wenn sie sich auf einzelne
Zielgruppen beschränken wollen, einverstanden, aber dann muss das mit der
örtlichen Politik auch öffentlich abgestimmt werden.” Sie bezogen sich
dabei auf die Stadtbücherei. Gilt das auch für das Theater?
Motzko:
Ja, selbstverständlich. Das gilt für alle Bereiche, die mit öffentlichen
Steuermitteln aller Bürger finanziert werden. Warum beansprucht die Kultur
hier eine besondere Rolle? Die meisten Kultureinrichtungen müssen ja noch
nicht einmal die Struktur ihres Publikums für den Geschäftsbericht
offenlegen. Wenn die allgemeine Auslastung einigermaßen erreicht wird, reicht
das meist schon. Selbst wenn sie mit dem zugewiesen Geld nicht auskommen wird
nachfinanziert. Das ist ein Skandal.
|
Diese
Meldung ist zum Kotzen asozial.
Nein.
Bei mir hat’s noch nie gebrannt, und trotzdem zahle ich die Feuerwehr mit.
Ich
bin so gut wie nie krank und zahle dennoch dauernd und massiv Versicherungsgebühren.
Übrigens nutzen evtl. 30% der Stadtbevölkerung öffentliche Bibliotheken,
wenn’s wahr ist.
Kultureinrichtungen
können zu nichts verpflichtet werden, aber sie können eingebunden werden.
André Bücker wäre dumm, wenn er nicht genuin augsburgische Themen neben
allgemein gültigen spielen würde.
Ein
Skandal ist, ausgerechnet der kommunalen Kultur Misswirtschaft vorzuhalten.
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DAZ:
In Augsburg ist das Normalität. Langsam findet aber auch hier ein
Umdenkungsprozess statt.
Motzko:
Vor allem aber fehlt eine Auftrags- und Zieldefinition!
DAZ:
Ist es nicht zu gefährlich, wenn sich die lokale Kulturpolitik, die in
Augsburg bestenfalls konservative „Visionen“ pflegt, der Intendanz in den
Spielplan reinreden darf? Wie halten Sie es mit der Freiheit der Kunst und
bitte: Erklären Sie uns Ihre Vorstellung von “Auftrags- und Zieldefinition”.
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Das
Umdenken findet dergestalt statt, dass immer mehr Menschen mit Schrecken
feststellen, dass ein Bürgerbegehren im Umlauf ist, dass GAR KEIN Theater
will!
Beispiele
„konservativer“ Kulturpolitik:
1.
Lab 30 – Festival elektronischer Kunst
2.
Interkultur – Teil der Definition des Umweltreferats
3.
Kultur als vierte Dimension der Nachhaltigkeit (neu neben Ökologie, Ökonomie
und Soziales)
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Motzko:
Die Freiheit der Kunst bezieht sich auf die künstlerischen Ausdrucksformen,
kreativen Methoden und Umsetzungsformen. Das muss die Profession der Kunst-
und Kultureinrichtungen bleiben. Da will ich gar nicht das “Mitreden”
anderer. Wenn überhaupt, passiert aber genau das, wenn eine Inszenierung den
bürgerlichen Anstand - was immer das ist – verletzt. Dann gibt es Protest.
Wenn Schauspieler nackt über die Bühne flitzen oder ein Schwein auf der Bühne
geschlachtet wird, ist die Empörung groß.
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also
doch!?
Nackte:
ok. Schweine schlachten auf der Bühne? no go.
Ist
irgendwie nicht auf der gleichen Ebene?
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Wenn
ein Theater aber nur 3% der Bevölkerung erreicht, scheint das niemanden zu
stören. Darum geht es nicht nur mir, sondern zunehmend mehr Häusern: Es
müssen Zielvorgaben zur Struktur des Publikums her und das Theater muss sich
in die großen Diskussion der Zukunft der Städte unter den Bedingungen des
demografischen Wandels einklinken. Und das Theater hat Aufgaben in der
kulturellen Bildung zu erfüllen. Diese genauer zu definieren und in
Kooperation mit anderen Einrichtungen der Bildungs- Sozial- und
Arbeitsmarktpolitik vor Ort umzusetzen, das kann ich als ideeller
Steuerzahler und so gesehen als “Eigentümer” von Kunst- und
Kultureinrichtungen schon verlangen. Mit welchen künstlerischen
Ausdrucksformen das Theater dann agiert und experimentiert, da mische ich
mich nicht ein. Das ist die “Freiheit der Kunst”.
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Nein
und wiederum nochmal Nein: Als Steuerzahler kann ich und Herr Motzko und Herr
Zagler eben nicht vorgeben, dass und wie sich Theater einmischt. Die
genannten Probleme können thematisiert werden, aber nicht ausschließlich. Es
wird und muss auch Themen geben, die auf neue Ideen und andere Sachverhalte
hinweisen, die zum Querdenken anregen und nicht im Saft der
Tageszeitungsdebatte schmoren.
Im
Übrigen müssen die Probleme der Welt nicht von Schauspielern und Musikern
gelöst werden, sondern von Politikern und engagierten Bürgern.
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DAZ:
Geben Sie bitte unseren Lesern ein konkretes Beispiel!?
Motzko:
Das Schauspielhaus Bochum verpflichtet seine Schauspieler, einen bestimmten
Teil ihrer Arbeitszeit mit Produktionen der Bürger vor Ort - meist schwierige
Jugendliche - in den Stadtteilen zu verbringen. Wer das dann nicht will, muss
eben woanders hingehen.
“Ob
das Theater ein Drei-Sparten-Haus unbedingt braucht, überlasse ich dem
Theater.”
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Was
heißt da verpflichten? Wenn es eine speziell angelegte Produktion gibt, die
mit „schwierigen Jugendlichen“ arbeitet, dann muss da nichts verpflichtet
werden, sondern das läuft einfach. Und übrigens, „schwierige Jugendliche“
sind nicht durch das Theater schwierig geworden, sondern durch fehlende
Leistungen im Bildungs- und Integrationsbereich
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DAZ:
Mal abgesehen von der Frage, ob das den Jugendlichen in Bochum wirklich
weiter hilft: Taugt das Theater als förderfähige Kunst in Ihrem Sinne überhaupt
noch? Besser gefragt: Kann ein Drei-Sparten-Haus mit Ballett, Oper und
Schauspiel im Global-Village und dessen Entsprechung im Web die Interessen
und Probleme einer vielkulturellen Stadtgesellschaft abbilden?
Motzko:
Ob das Theater ein Drei-Sparten-Haus unbedingt braucht, überlasse ich dem
Theater. Das gehört in die Freiheit der künstlerischen Ausdrucksformen. Ich
habe da persönlich manche Zweifel, vor allem wenn ich die rasante Ausbreitung
von Online-Formen der Kunst und Kultur in den Blick nehme. Aber das überlasse
ich der “Freiheit der Kunst”. Das Theater kann aus meiner Sicht aber nicht
argumentieren, dass es nun mal keine Alternativen dazu gibt. Natürlich geht
es auch mit einer Sparte. Und eigentlich ist die vierte Sparte, die
“virtuelle Welt” längst unverzichtbar geworden. Tanz, Musik und Schauspiel
sind traditionell bewährte Formen der künstlerischen Ausdrucksformen. Das
muss aber nicht heißen, dass es immer so bleiben muss. Unabhängig davon ließe
sich das einzeln auch alles einkaufen. Und warum wird eine Theaterproduktion
in Augsburg eigentlich nicht “live” im Internet übertragen?
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Gegenbeispiel:
Operndorf Afrika in der Nähe von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina
Faso. Christoph Schlingensief plante und baute dort mit Architekt Francis Keré
tatsächlich einen Ort mit Schule, Krankenstation, Wohnhäusern und eben einem
Opernhaus. Zwar aus Lehm und Holz, aber eben für Musiktheater und Tanz. Also?
Ja,
es geht auch mit einer Sparte. Aber in Großstädten reicht das halt nicht.
Bzw. spielen z.B. in Augsburg schon allein mindestens 10 Theater und
Orchester „eine Sparte“. Aber nur eines kann Oper/Musiktheater in hoher
Qualität.
Kann
man schon machen. Aber „live“ ist es dann nicht mehr, sondern allerhöchstens
„simultan“.
Übrigens
läuft schon in jeder Produktion irgendein Film, ein Video oder sonst was
virtuelles. Motzko sollte vielleicht mal ins Theater gehen...
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DAZ:
Weil sich das Theater darum nicht kümmert. Glauben Sie wirklich, dass man
damit ein anderes Milieu für das Theater gewinnen könnte?
Motzko:
Man soll nicht glauben, dass die bisher nicht erreichten Milieus nur darauf
warten, ins Theater eingeladen zu werden und dann auch gleich Abonnenten
werden. Das braucht einen langen Atem und verlässliche und ernst gemeinte
Programmanteile. Aber warum soll es nicht möglich sein, für die neuen Milieus
feste Programmplätze einzurichten, die sich dann mit dem bisherigen
„Premierenpublikum“ beziehungsweise den jetzigen Abonnenten nicht ins Gehege
kommen.
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Hä?
Warum könnten sich bestimmte Leute ins Gehege kommen? Weil sie sich dann
fetzen, oder was?
Wie
kann man nur eine solche chauvinistische Meinung von der Gesellschaft haben?
Und
was spricht gegen Abonnenten? Will Motzko die loshaben?
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DAZ:
Entschuldigung! „Feste Programmplätze“, die sich mit dem „Premierenpublikum“
nicht ins Gehege kommen? Das verstehe ich nicht.
Motzko:
Freitags oder samstags ab 0:00 Uhr. Aber regelmäßig! Und langfristig könnte
sich das mischen, dann wäre das Aussterben des jetzigen Abonnentenpublikums
auch keine so große Gefahr mehr. Die Rentner von morgen sind die 68er
Generationen, die “APO-Opas”. Da steht sowieso eine Revolution in den
Rentnergenerationen an.
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Na,
vielleicht wäre eine regelmäßige Motz-Stunde um Mitternacht für 68er
Bürgerbegehrer heilsam?
uahaha!
Die APO-Opas zetteln gerade ihre letzte Revolution an!
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DAZ:
Sie arbeiten also darauf hin, dass Sie, wenn Sie in Rente gehen, ein Theater
vorfinden, in das Sie auch gehen könnten?
Motzko
(lacht): Mit den angesprochenen festen Programmplätzen gäbe es Zeitfenster
und Programmprofile, die bisher sowieso nicht genutzt werden. Das dürfte
niemanden der „Alteingesessenen“ stören, es gäbe milieuspezifische Angebote,
die Auslastung steigt und man könnte gegenseitig voneinander lernen und
gegenseitig „Frequenzbringer“ sein. Aber ich höre schon die Bedenken: „Unsere
Techniker und Hausmeister sind dann im Urlaub“… „Die Versicherungsfragen sind
nicht geklärt“ … „Was passiert, wenn was kaputt geht?“ - Das sind alles
Killerphrasen. Wer das wirklich will, wird zu jeder Einzelfrage Lösungen finden.
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Wenn
das die Lösung ist, na dann. Was muss dann groß rumdiskutiert werden und muss
ein Bürgerbegehren gestartet werden, wenn ein paar feste Programmplätze DIE
Lösung sind?
Und
was kommt da? Disco? Video? Porno? Mordio?
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DAZ:
Gibt es das bereits irgendwo?
Motzko:
Ich kenne kein Beispiel. Hochkultur und Breitenkultur bauen und zementieren -
manchmal auch gegenseitig - Demarkationslinien. Warum nicht in Augsburg mit
einem neuen Theater neu beginnen?
“Vergnügungsgärtlein einer kleinen Oberschicht”
DAZ:
Ich denke, dass für ein dergestalt aufregendes Stadttheater unser kleines
Städtchen eben zu klein ist, München zu nah und das Umland zu lahm. Das
Augsburger Stadttheater war und ist ein „Vergnügungsgärtlein“ für eine
bildungsorientierte Schicht. Daran ändern im Großen und Ganzen diverse
Ausreißer wie „Die Weber“ oder „Rap for Peace“ wenig. Aber: Ist es denn so
falsch, das zu pflegen und fortzuführen, was in einer globalisierten und
beschleunigten Welt sonst möglicherweise verschwinden würde?
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Ja
so ein Schwachsinn! Motzko hat nicht die Bohne Einblick in die Gemengelage
von Hoch-, Spitzen-, Pop-, Sub-, Avantgarde-, Breiten-, Massen- und Interkultur, um das Spektrum etwas
genauer zu beleuchten. Wer heute noch immer zwischen U und E unterschiedet,
ist von vorgestern.
Das
kleine Städtchen steht an 23. Stelle von 80 deutschen Städten über 100.000
Einwohnern und lieht in einem Ballungsraum von 400.000 Einwohnern. Als
Stadtentwicklungs- und Regionalplaner würde sich Zagler kaum eignen.
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"Warum nicht in Augsburg mit einem neuen
Theater neu beginnen?"
Motzko:
Das eine schließt das andere nicht aus. Das “Vergnügungsgärtlein” einer
kleinen Oberschicht dominiert leider mit großem Abstand die Spielpläne der
Theater. Da geht es dann fast immer um die gleiche Botschaft: “Geld allein
macht nicht glücklich”. “Aber es beruhigt ungemein”, sagt dann der Volksmund,
der nicht genug hat. Und meidet das Theater.
|
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Das Theater muss aufpassen, dass es nicht mit der
kleinen Oberschicht des traditionellen Bürgertums zusammen ausstirbt wenn es
ihm nicht gelingt, breitere Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
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Der
Trend ist genau andersherum: Schauspiel, Musiktheater, Konzert und
Tanztheater erfreuen sich wachsender Beliebtheit - wahrscheinlich wegen der sonst nur
virtuellen, auf TV-Monitoren, Laptops und Smartphone-Screens erhältlichen
Kunst.
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Dazu
gehört neben den Stücken selbst vor allem eine andere Aura des gesamten
Theaterbetriebs: Weg von der Sekt- und Champagnerkultur mit weißen
Tischdeckchen hin zu den vielfältigen Alltagskulturen der Bevölkerung. Eine
Sanierung des Theaters ist dazu eine einmalige Gelegenheit. Man muss das nur
wollen.
DAZ:
Sie sind ein Fan von Shermin Langhoff ?
Motzko:
Ich kann da meine Hoffnung nur stichwortartig ausdrücken - und die ist
natürlich auch mit der Person Shermin Langhoff bestimmt begründet:
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•
Es werden neue Stücke in den Spielplan aufgenommen, die thematisch und von
den künstlerischen Ausdrucksformen her die heutige (und visionär zukünftig
mögliche) Alltagskultur in den Blick nimmt und Visionen einer zukünftigen
Stadtgesellschaft thematisiert.
•
Die Struktur des erreichten Publikums wird systematisch analysiert und für
die strategische Entwicklung des Theaters ausgewertet.
•
Die “Aura” des gesamten Theaters wird der neuen Ausrichtung angepasst von der
Garderobe über das Catering bis hin zu den Vorverkaufsstellen, der Kasse, den
Vertriebswegen, der Öffentlichkeitsarbeit und vor allem dem Personal.
•
Das Theater kooperiert systematisch mit Einrichtungen der Stadtgesellschaft,
organisiert entsprechende Diskurse und übernimmt eigene Aufgaben in der
kulturellen Bildung,
•
und es kommt mit dem zur Verfügung stehenden Etat klar.
DAZ:
Herr Motzko, vielen Dank für das Gespräch.
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·
Diese Aufnahme
ist Wasser in den Fluss geschüttet: Es wurden schon immer aktuelle und auf
aktuelle Themen rekurrierende Werke inszeniert. Aber es müssen auch
historische Werke präsentiert werden, die aber ebenso damals aktuelle Themen
verhandeln, die an Aktualität aber nichts eingebüßt haben.
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Per engerer
Zusammenarbeit mit den Schulen kann hier mehr erreicht werden. Dazu muss aber
das Bildungssystem massiv verändert werden.
·
Die Aura des
Theaters ist genau das, was nicht alltäglich ist, und genau das
Nicht-Alltägliche ist es was das Theater besonders macht.
·
Geschieht alles
schon. Und (s.o.) Aufgaben der kulturellen Bildung kann das Theater nur
übernehmen, wenn die Voraussetzungen im Bildungssystem stimmen.
·
Da kommt es
eben darauf an, was einer Stadt die Kultur/Kunst wert ist...
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